Sonntag, 8. November 2009

No ordinary girl

Greta sieht aus wie ein Zombie, der frische Haarflaum ist wieder weg, das Gesicht aufgedunsen, die Augen wässrig-trüb, der Mundraum eine einzige Wunde, die Körperfarbe zwischen braun, lila, gelb, grau changierend. Ihr Verhalten ist bedrückend souverän und erwachsen. Völlig humorfrei und diszipliniert gibt sie Anweisungen dazu, was sie will oder was die pflegerische Notwendigkeit gerade erfordert. Es ist eine Leerformel, in diesem Kontext von einem „tapferen Kind“ zu sprechen. Oder habt ihr etwa schon mal von Krebseltern gehört, die ihr Kind als Weichei oder Looser bezeichnet haben? Trotzdem nötigt einem Gretas Performance Bewunderung ab, und wir hatten die Woche einmal den lästerlichen Gedanken, wie sich wohl Stella in dieser Lage aufführen würde, die sich kaum noch zum Zahnarzt traut. Greta ist echt aus hartem Holz geschnitzt.
Geheult hat sie am Wochenende nur ein einziges Mal, als sie sechs Karten ziehen musste beim Maumau. Das geht nämlich seit Samstagabend plötzlich wieder, und das scheint kein Zufall gewesen zu sein. Denn Sonntag früh kam die erlösende Meldung, dass das Blutbild 0,2 ppm Leukozyten ausweist. Das heißt, dass die Tätigkeit der Spenderzellen bereits an Tag 15 nach der KMT klar nachweisbar ist. Das ist früh und lässt darauf hoffen, dass das neue Blut und seine Umgebung auch weiterhin konstruktiv zusammenarbeiten. Tatsächlich gab es von gestern auf heute schon eine spürbare Verbesserung in Gretas Allgemeinbefinden.
Kulturell war das Wochenende von „H2O – plötzlich Meerjungfrau“ dominiert, einer australischen Teenie-Soap, die ziemlich gut ist, dreimal besser jedenfalls als das Zeug, das wir vor vierzig Jahren glotzen mussten: Daktari, Flipper, Bonanza, Lassie – Raumschiff Enterprise natürlich ausgenommen. Heidi, Wicki und Biene Maja taugen auch nicht viel mehr, Sponge Bob dagegen ist echt anspruchsvoll! Die Kinder haben es heutzutage besser, allein schon deshalb, weil sie nicht mehr so früh sterben.

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