Sonntag, 7. März 2010

Fingerübungen


Clara hat begeistert ihre zweite Klavierstunde absolviert. In einen Robert ist sie auch gerade verknallt, und das mitten in Leipzig, ist das nicht hübsch? Sollte sie am Piano Talent haben, dann muss es von ihrem seligen Großvater meinerseits kommen. Von diesem Herrn ist hier auch deshalb zu reden, weil er heute hundert Jahre alt wird.
Großvater Hanns war semiprofessioneller Pianist, Literat und Sportfunktionär, im Hauptberuf natürlich Deutschlehrer, der jeden Tag drei Stunden Mittagsschlaf gehalten hat. Irgendwann hat er in einem längst untergegangenen Verlag ein Bändchen mit Diktaten veröffentlicht.
Meine Lieblingsanekdote: Wie der Leipziger heute an Wintersamstagen früh mit dem Zug ins Erzgebirge fährt, um dort ein paar Stunden Ski zu laufen und seine Gesundheit zu riskieren, so fährt man seit unvordenklichen Zeiten von Düsseldorf aus ins Sauerland. Mein Vater fuhr also am 10. Februar 1951 mit drei Sportsfreunden und vier Paar Skiern frühmorgens nach Winterberg. Als die Männer dort ankamen, stellten sie ihre Skier im Bahnhof ab und setzten sich erst mal ins nächste Café zum Aufwärmen. Einer hatte ein Skatspiel dabei. 53 Runden später holten die vier ihre Skier und bekamen gerade noch den letzten Zug nach Düsseldorf. Die schöne Frau auf dem Foto hat zu dieser Zeit übrigens in Leipzig gewohnt.
Opa Hanns war also richtig musikalisch. Der Sohn hat jahrelang Klavierunterricht bei Papa genossen und war so talentiert, dass er noch Jahrzehnte später Weihnachtslieder fast flüssig beidhändig spielen konnte. Es ist also durchaus möglich, dass Clara Begabung geerbt hat. Zum Glück ist uns ein E-Piano zugeflogen, das man auch leise stellen kann, so dass die plötzlich ausgebrochene Musikalität nicht allzu hart für die Nachbarn wird.
Stella hat dann doch eine glatte Gymnasialempfehlung bekommen. Und dazu eine Eins in Sport. Was will man mehr? Jetzt geht’s geradewegs auf’s Schiller.
Greta bekommt am Mittwoch eine PEG gelegt. Damit sind wir ernährungstechnisch aus dem Schneider und werden dann sicher sehr bald richtig entlassen. Die Diagnoseergebnisse von letzter Woche, Szintigraphie und MRT, sind mit uns noch nicht besprochen worden. Im Vorbeigehen war die Rede davon, dass sich anscheinend nicht groß was verändert hätte. Wirklich beruhigen kann das noch nicht. Greta ist allerdings guter Dinge und hat am Wochenende erstaunlich konstruktiv mit Clara gespielt, die ja nun immerhin schon acht Jahre alt ist. Stella war die meiste Zeit unterwegs. Steffi hat am Wochenende ein paar Mal ihr Pferd durch den Schnee gejagt, ich habe Stieg Larsson gelesen. So lässt es sich aushalten.

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