Donnerstag, 1. April 2010

Spielwiese

Wisst Ihr eigentlich, woher die Tradition der Aprilscherze kommt? Die meisten Menschen glauben, dass sich dies von den erwartbaren Wetterkapriolen jenes Monats ableitet, doch das ist ein Irrtum, denn das Klima spielt hier nur eine Nebenrolle. Die kulturhistorische Wahrheit sieht folgendermaßen aus: In den letzten Jahrzehnten des vorvergangenen Jahrhunderts war Düsseldorf, wie man weiß, eine blühende Stadt, die sich in Handel und Gewerbe vielen segensreichen Einflüssen von außen öffnete. Zuerst waren es nur englische Hafen-Kontoristen und polnische Rübenpflücker, die sich sonntags auf den Rheinwiesen zu einem neuartigen, etwas kuriosen Spiel trafen, in dem es für zwei Mann-schaften darum geht, sich um eine lederüberzogene, luftgefüllte Guttapercha-Kugel zu streiten, die mit allen Körperteilen berührt werden darf, außer mit Arm und Hand.
Für den Sommer 1886 verzeichnet der Stadtschreiber bereits 32 regelmäßig spielende Gruppierungen zwischen Kaiserswerth und Benrath. Nun waren damals die Winter noch hart, und die Wiesen wurden erst nach Frühlingsanfang wieder gesenst. Pünktlich am ersten Sonntag des Monats April aber trafen sich alle „Fußballer“, so nannten sie sich, und stießen die neue Saison an. Es war dies der einzige Sonntag des Jahres, an dem man schon vor dem Anpfiff mit dem Altbier begann. Nach der langen Winterpause war ohnehin keiner fit. Man neckte einander ob der frischen Bäuchlein, spottete über Stolperer, lachte über Fehlpässe und andere Ungeschicklichkeiten, und zwar meist mit den Worten „April, April!“ Dies wurde zum running gag, den die Männer in Kontore und Fabriken trugen, auf die Felder und die Rheinschiffe. Von dort breitete sich der Brauch der kleinen Fopperei in die ganze Welt aus. So war das damals.

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