Infusomaten heißen jene treuen Helferlein, die niemals erwähnt werden, weil sie einfach nur ihren Dienst tun, indem sie die zahllosen Infusionen kontrolliert in den Katheter bringen, von kleinen Motoren angetrieben, elektronisch gesteuert und dadurch zu größter Präzision befähigt. Ganz stumm sind die gut zigarrenschachtelgroßen Teile nicht, im Gegenteil, sie schlagen Alarm, wenn Luft im System ist, wenn die Spritze leer oder ein Durchfluss nicht frei ist, auch dann, wenn sie zu lange vom Strom abgekoppelt sind. Die Laute der Infusomaten begleiten Schwestern, Patienten und Besucher durch den Tag. Wer glaubt, diese elektronischen Pumpen hätten keine Seele, der irrt. Gestern ist nämlich eine vom Tisch gefallen. Die Kreatur hat in einer sonst ganz ungekannten Tonart gebrüllt und war gar nicht mehr zu beruhigen. Durch nichts. Die Schwestern haben davon abgesehen, sie aus dem Fenster zu werfen, und mein Vorschlag, es mit dem Wasserbad zu versuchen, wurde auch verworfen. Schließlich befriedeten sie das Gerät notdürftig im Wäscheschrank unter einem Berg von Betttüchern. Dort schrie der Infusomat noch mehrere Stunden lang, bis seine Akkus leer waren.
Steffi ist gestern von Rooney abgeworfen worden und schleppt sich so dahin. Immerhin dürfen wir aus diesen Aktivitäten schließen, dass ihre Nierenentzündung rückläufig ist. Ich habe ihr gesagt, dass ich im Falle eines Querschnitts gerne ihren Rollstuhl schöbe, aber dass es mit dem Reiten endgültig vorbei sei. Wahrscheinlich fährt sie dann Sulky und geht unter die Traber. Ich weiß, das reimt sich auf makaber.
Sonntag, 13. Juli 2008
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1 Kommentar:
Bravo! Ich freue mich jedesmal über die schönen, manchmal traurigen und oft so lustigen Geschichten aus Gretas und Eurem anscheinend sehr abenteuerlichen Alltag, die mich mitleiden und mitlachen lassen.
Es bringt mir Greta und alle Beteiligten ganz nah!
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