Die Familie hat sehr kurzfristig beschlossen, die vierte Woche doch noch zu beantragen, was die Kasse sofort bewilligt hat. Ich fahre also übermorgen alleine nachhause. Wir alle sind erst nach zwei Wochen so richtig warm geworden.
Sämtliche Töchter sind inzwischen fast den ganzen Tag mit ihren kleinen Kolleginnen und Kollegen beschäftigt. Die Stars sind drei süße Italienermädchen fast gleichen Alters. Selbst Greta hat sich jetzt gut eingefügt, rennt den anderen hinterher und erscheint absolut kindergartentauglich.
Auch für die Erwachsenen haben sich schöne Kontakte ergeben, die vielleicht sogar langfristig tragen. Gestern bin ich mit einem echten Rom-Experten ins Gespräch gekommen, mit dem ich endlich auf Augenhöhe die näheren und ferneren Umstände der Varus-Schlacht diskutieren kann. Am liebsten hätte ich mir den Achtjährigen gleich geschnappt und wäre mit ihm nach Haltern gefahren, wo die dritte Ausstellung zum Varus-Jubiläum neben Detmold und Kalkriese stattfindet.
Es ist jetzt doch ein bisschen langweilig hier. Eine leichtfertige Fehlentscheidung war es, dem grandiosen Zauberberg das Halbblut aus der klinikeigenen Resterampe folgen zu lassen, welches Werk selbst harte Karl-May-Fans nur als flaues Spätprodukt einordnen können.
In Davos soll es ja vor hundert Jahren in solchen Instituten neben Liebesabenteuern und prallen philosophischen Unterweisungen auch noch gutes Essen gegeben haben. Hier ist es bessere Krankenhaus-Kost, und ich kann Geflügelsalami, Magerkäse und Mohrrübenspäne inzwischen nicht mehr sehen. In der Küche wird zweifellos mit spitzem Bleistift gerechnet. Trotzdem ist das Sparpotenzial in diesem Bereich des Gesundheitswesens immens. Im Grunde ist der ganze Kurbetrieb anachronistisch. Man glaubt gar nicht, dass der Laden privatwirtschaftlich organisiert ist. Wenn ich in zwanzig Jahren von meinem ersten Herzinfarkt genesen bin, kriege ich als Reha bestimmt nur noch drei Tage Power-Ressourcing bewilligt. Freuen wir uns, dass wir die späte Blüte des fürsorglichen Staates noch genießen dürfen.
Dienstag, 9. Juni 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Na dann welcome back home. Da hast du ja doch ein paar Tage Zeit für dich oder bist du abkommandiert alles für den Empfang der "Restfamilie" vorzubereiten?
Kommentar veröffentlichen