Der zweitägige Besuch in Jena zeitigte zwei Blutbilder, eine Urinprobe und eine Chefbesprechung, zweifellos ein mageres Resultat. Man hätte uns auch Montag früh anrufen und mitteilen können, dass es doch nichts wird mit der Knochenmarkstransplantation. Dem unmittelbar vorausgegangen war wohl die Entscheidung für den besten Spender, den Ami, und dafür, längere Wartezeit in Kauf zu nehmen. Wir erfahren über Details aus dem Verfahren und über den Spender nichts, da sind hohe Persönlichkeitsrechte zu wahren, das ist richtig so.
Nun gibt es doch eine zweite Chemo in Leipzig, stationär verabreicht, aber gegenüber dem Therapieplan in reduzierter Dosierung. Das Risiko, drei bis vier Wochen gar nichts zu tun und auf die KM-Spende zu warten, wäre zu hoch gewesen.
Es ist mühsam. Greta bekommt seit Freitag Zytarabin, und am Samstag gab es schon eine Krise. Der Blutdruck sackte ab, neben dem Fieber reagierte auch die Haut auf das Medikament, welches nun, nach Unterbrechung, zeitlich gestreckt verabreicht wird. Ein Umzug auf die Intensivstation wird einkalkuliert.
Nachdem Greta gestern Vormittag sehr in den Seilen hing, hat sie sich seitdem wieder deutlich stabilisiert und war heute zum Maumau-Spiel fähig. Sie kann nun auch bis fünf zählen, also die Karten ordnungsgemäß verteilen. Bis heute Mittag waren wir im Zweier-Zimmer, was eher anstrengend ist (Fernsehen von früh bis spät). Die kleine Kommilitonin weinte bitterlich, als sie erfuhr, dass sie wieder nachhause muss. Ich habe Greta gleich erzählt, das sei normal.
Unsere Terminplanungen für den Spätsommer sind erst mal wieder hinfällig. Mit Jena wird es vor Ende September nichts werden. Trotzdem brauchen wir eure Unterstützung, weil ich im September einige Dienstreisen unternehmen muss.
Als Krebs-Patient oder Angehöriger braucht man viele Freunde und Helfer. Zum Glück sind wir damit gesegnet. Zwei Sorten von Beratern kann man allerdings weniger gebrauchen. Zum einen die Totalverweigerer der Schulmedizin, die dir ungefähr sagen: „Klinik? Da gehst du gesund rein und kommst tot wieder raus. Besser, ihr lasst die Zivilisation hinter euch, fahrt nach Madagaskar und fresst nur noch Steppengras.“ Diese Haltung ist wenig zielführend und in unserem Bekanntenkreis praktisch nicht vorhanden. Auch nicht viel besser sind die selbsternannten Bauleiter, die Ärzte als Handwerker betrachten, die das Wohnzimmer tapezieren, und sofort Klage einreichen, wenn mal was nicht klappt: „dagegen müsst ihr doch was machen!“. Als ob Gretas Therapie mit den Maßstäben normalen Projektmanagements zu messen wäre. Wir brauchen Ruhe für uns und Vertrauen in die Ärzte. Bisher haben sie dies verdient.
Sonntag, 23. August 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen