Wir haben den Wahl-Sonntag allesamt geruhsam zuhause verbracht, Freitagmittag kam unerwartet die Beurlaubung übers Wochenende. Ich war fast etwas enttäuscht und wusste gar nicht recht, was ich anstellen sollte mit der vielen freien Zeit jenseits des geregelten Klinik-Dienstes.
Nun fangt ihr sicher an, am Ernst der Lage zu zweifeln, das vierte freie Wochenende im August, wie ist das möglich? Nach anfänglichen Problemen mit der zweiten Chemo haben sie das Medikament gewechselt und den Block am Donnerstag beendet. Das ist nicht weiter von Belang, auch die geringere Dosierung wird ausreichen, die Leukämie bis zur Knochenmarkstransplantation in Schach zu halten. Ein Zelltief kommt wohl trotzdem, aber noch nicht jetzt, und deshalb sind wir zuhause.
Greta ist gut drauf, fröhlich im Kreis ihrer Freunde und Schwestern, isst halbe Pfannkuchen und versteht nicht, warum sie nicht in den Zoo darf. Ihr Sonntags-Hobby: Schreibmaschine-schreiben. Ich habe nämlich eine wunderbare Continental von 1923, bei der man bloß mal das Farbband erneuern muss. Die hat Greta entdeckt. Sie weiß auch, dass das im Prinzip das gleiche Gerät ist wie jenes, das im „Leben der Anderen“ eine zentrale Rolle spielt. Und sie weiß auch, dass man dort nicht Salz hineinstreut, wie es ihr Vetter vor zehn Jahren tat, sondern dass man damit schreiben kann. Ob sie dies wohl noch richtig lernen wird?
Clara hat gerade ein besonderes Problem in der Schule. Wie jeder weiß, ist sie ein bewegungsfreudiges und –fähiges Kind, das seit Jahren schwimmt wie ein Fisch im Wasser. Nun kommt sie Dienstags immer heulend nachhause, denn sie hat Dienstags neuerdings Schwimmen. Nach den ersten Stunden hat der Trainer Clara und viele andere in die Nichtschwimmergruppe eingestuft. Der Grund ist ihre angeblich mangelhafte Beinarbeit (nein, Clara hat keine X-Beine!). Die Schwimmstunde wird nicht von der Schule gestaltet, sondern von einem Sportverein. Der Verein hat andere Ziele als die Schule und als wir. Der Trainer sagt: Wenn du es jetzt nicht lernst, deine Füße richtig zu bewegen, wirst du niemals einen Weltrekord schwimmen. Dafür müssen die „Nichtschwimmer“ Trockenschwimmübungen auf nackten Kacheln machen, bis die Knie bluten, werden angebrüllt, geschlagen und mit kaltem Wasser abgespritzt. Am Ende des Schuljahrs, glaube ich, kriegen die verbliebenen Nichtschwimmer einen Mühlstein um den Hals gehängt. Das muss man erst mal schaffen, Clara die Lust am Schwimmen zu verleiden! Wir werden der Sache nachgehen. Bei Stella gab’s vorletztes Jahr auch schon Ärger mit der Schwimmerei.
Derweil ist Red Bull Leipzig ganz gut in die Spur gekommen und steht schon auf Platz eins. Sollte der erste Aufstieg tatsächlich schon in der ersten Saison stattfinden, wird sich personell einiges tun. Ich habe vorgestern beim Leipziger Manager-Skat im Auerbachskeller neben dem Präsidenten des ehemaligen SSV Markranstädt gesessen, und der hat aus dem Nähkästchen geplaudert. Wenn RasenBall aufsteigt, holen sie für die nächste Saison Alexander Zickler und Thomas Linke, außerdem Fredi Bobic und fürs Tor Georg Koch. Und der Trainer? Ihr werdet es nicht glauben: Aleksandar Ristic soll Leipzig in die Championsleague führen und wird gerade vom KFC Uerdingen abgeworben. Das ist natürlich alles noch top secret, aber in ein paar Wochen werdet ihr davon sowieso in den Zeitungen lesen.
Sonntag, 30. August 2009
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1 Kommentar:
Da treffen anscheinend in Leipzig alte DDR-Sportmethoden auf modernsten Sportkapitalismus. Ich weiß nicht, ich mag beides nicht. Wo bleiben die Fans der Traditionsvereine aus Leipzig? Und Clara´s "Trainer" hat ja wohl voll seinen Job verfehlt. Wär schade, wenn sie deshalb die Lust verliert.
Ich wünsch euch eine gute Woche und daß die Wartezeit auf Jena noch gut zu überbrücken ist.
Liebe Grüße
Doris
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