Am Wochenende habe ich mit Greta zum ersten Mal in meinem Leben eine Folge der Lindenstraße gesehen. Ich kommentiere das besser nicht weiter. Außerdem gabs die Unendliche Geschichte, die ja ganz nett ist. Ich verstehe bloß nicht, warum es in diesen Märchen immer so schlaue Tiere gibt, die in irgendwelchen Sümpfen leben und seit Jahrhunderten weder Kontakte, noch Bücher, noch Internet-Anschluss haben. Und die echten Wissenschaftler sind bloß Schießbudenfiguren, das kann doch nicht richtig sein!
Gretas Herzentzündung bedarf immer noch genauer Kontrolle. Eine Schwellung verursacht unsauberen Durchfluss in der rechten Aorta-Klappe, außerdem gibt es einen Liquor-Kanal neben der linken Herzkammer, der dort nicht hingehört. Unter der Sonographie kann man sich das alles genau anschauen. Ob diese Entzündung das Resultat einer Virusinfektion darstellt oder eine GvHD ist, darüber sind die Ärzte uneins. Genauere Auskunft würde die Biopsie ergeben (Entnahme von Herzgewebe) oder ein Herz-MRT unter Narkose, beides Verfahren, die wir Greta lieber ersparen würden. Die Werte waren aber heute und gestern schon wieder besser als am Donnerstag, wo die Ärzte ziemlich nervös waren. Das Kind ist munter, plaudert viel und macht Spiele mit (Mäuse Würfeln – guter Tipp!).
Nahrung verweigert Greta aber nach wie vor. Ich bin jetzt, da die Sterilpflege aufgehoben ist, von der Station freundlich dazu eingeladen, mein Frühstück bei Greta zu verzehren, was meinen Alltagsgewohnheiten durchaus entgegen kommt. Erinnert ihr euch noch an jenen schönen Fall, der als Paradebeispiel für den österreichischen Charme 1998 durch die Presse ging? Veronika B., seit sechs Monaten in der Vollzugsanstalt Wien Josefstadt arrestiert, hatte beschlossen, aus Protest gegen ihren Prozess und gegen die gesellschaftliche Gesamtsituation in den unbefristeten Hungerstreik zu treten. Die Gefängnisleitung tat nach vier Wochen folgendes: Sie zog Ärzte, Forensiker und Psychologen ab und ließ statt dessen eine große Tafel in Veronikas Zelle aufbauen mit Kaiserschmarren, Hendln, Krainern, Knedln, Obatzten und was man dort sonst noch Gutes isst. Dann bat man die als sehr gefräßig bekannte Mitinsassin Gerda F. in die Zelle, die man gegen extra Taschengeld drei Tage zuvor auf Diät gesetzt hatte. Gerda ließ es richtig krachen und holte fleißig Kalorien nach. Veronika B. sah vom Krankenlager aus zu – und stürzte sich nach einer halben Stunde entnervt auf das vorletzte Hühnerbein. So ähnlich sollte ich es wohl auch mit Greta machen, aber bisher war das nicht sonderlich erfolgreich.
Der Kindergeburtstag am Samstag ist anscheinend gelungen, auch der Sonntag brachte kulturelle Anregungen für die Großen, bestehend aus dem Badeparadies in Halle (Stella) und Plätzchenbacken für Clara. Es ist wunderbar, wie die Freundeseltern uns mit solchen Aktionen immer wieder unterstützen. Greta ist aber trotzdem das Nummer-1-Thema bei den Schwestern, die die Kleine zu Weihnachten unbedingt sehen wollen. Wir werden deshalb am ersten oder zweiten Feiertag alle nach Jena fahren, die Eltern dann auch in Gretas Betreuung tauschen.
Sonntag, 20. Dezember 2009
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1 Kommentar:
Hm vielleicht brauchts für diese Vorbildfunktion für Greta Gleichgesinnte (Schwestern), damit das wirkt. Ich hoffe, daß sie da bald wieder etwas findet das sie essen will. Ansonsten wünsch ich euch ruhige Weihnachtstage im Familienkreis egal wo.
Liebe Grüße
Doris
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