Ich wünschte mir später an
dem Tag so Jemanden wie Edward Cullen in den Raum oder hätte den Beweis einer
Vampirexistenz durchaus begrüßt...leider kam er nicht, und mein Gefasel hat
auch niemand der Anwesenden verstanden...Greta hätte gewusst, was ich meine.
Sie hätte gerne noch den letzten
Teil der „Biss“-Filme gesehen und es tut mir irgendwie leid, dass sie nur ahnen
konnte, was noch passieren würde. Außerdem habe ich ihr das Ende nie richtig
erzählt, weil ich nichts vorwegnehmen wollte. Manchmal sollte man Geschichten
zuende erzählen (auch wenn man damit die Spannung nimmt), damit einen das
Unerfüllte nicht quält.
Inzwischen denke ich, dass
es vielleicht auch nicht so wichtig war. Eine Vampirwelt ist auch eine reichlich trügerische Hoffnung...
Abgeholt wurde sie
jedenfalls von einen weißen, fliegenden Pferd mit leuchtendem Horn...ich habe
es in meinem Kopf gesehen und Greta muss es auch gefühlt haben, denn sie atmete
immer ruhiger und fand die Bilder offensichtlich schön. Vielleicht waren es
auch ihre Bilder, die ich gesehen habe in dem Moment, wo ich mich auf ihre
Gedanken konzentriert habe?
Kein ewiges Leben. Kein
ewiges Glück.
Aber irgendetwas anderes.
Gutes. Starkes.
Ich träume nicht von ihr.
Ich weiß nicht, ob das gut ist oder schlecht. Oder ob ich mich morgens einfach
nicht an meine Träume erinnern kann. Mein Gehirn springt sowieso hin und
her zwischen dem banalsten Kram der Welt und dann wieder existenziellen Fragen.
Ich überlege, ob ich in der Schule anrufen muss, ob wir noch Milch im Kühlschrank
haben (Soja-Milch kaufen!!! Normale Milch ist Tierquälerei!!!),
zünde die Kerze an, räume
dreckige Teller und den benutzten Eierbecher vom Tisch und denke an den Schnee
draußen und ob es im „Himmel“ wirklich nicht kalt ist.
Kann ja nicht kalt sein, ist
ja nur der „Geist“, die „Seele“, die frei herumschwebt...- kein kleiner,
kranker, frierender Körper mehr, der dranhängt.
Greta soll einmal zu einer
der Krankenschwestern gesagt haben: „Jetzt müsst ihr euch eine neue Greta
suchen!“ als sie in der Transplantationsnacht eine Sepsis bekommen hat...
Wie soll das gehen...- eine
„neue Greta“?!?
Nun ist sie schon vier Monate weg, ein neues Jahr hat begonnen...
Das Leben geht weiter, aber
anders - leerer, hohler. Mit mehr Sehnsucht in verschiedene Richtungen, aber zum Glück
immernoch genug konkreten, erdigen Aufgaben.
Ich habe einen kleinen „Kulturraum“-Job
an Stellas Schule übernommen – „Kreative Schreibwerkstatt“ – der Spaß macht und meine
löchrige Konzentration nicht allzusehr überfordert. Die Kids sind klasse, und
es ist toll, malwieder in solch ganz anderen Zusammenhängen aufzutauchen.
Stella und Clara machen
„ihren" jeweiligen Job ganz toll und bestehen tapfer ihren Alltag. Clara hatte einen sehr guten Start am "Eva Schulze" und ist dort sehr glücklich, obwohl Greta genau in den Tagen der ersten Klassenfahrt gestorben ist.
Beide vermissen
den kleinen Wusel Greta auch immer wieder sehr, aber sie integrieren sie
auch in die Dinge, die sie tun...Beim Ausritt ist Greta zum Beispiel „dabei“,
beim Nägel lackieren oder beim Musikhören...- irgendwie „immer“!
Dass der Papa „immer weniger
wird“ ist allerdings ganz schön hart für die beiden... Stephan hatte am 17.1.
einen MRT-Termin am Johannisplatz. Die Ergebnisse werden mindestens bis nächste Woche auf sich
warten lassen, aber besser geworden sind sie dadurch wahrscheinlich nicht.
Diejenigen, die uns in den
letzten Wochen häufiger besucht haben oder Stephan tapfer im Büro
(Lebenselixier...! Struktur, Kollegen, Existenzberechtigung...) erlebt haben,
werden den Gedanken verstehen können.
Wenig Fußball, kaum Politik, kein Sex und ganz wenig Drogen (die Zigaretten, die mittlerweile am Küchenfenster geraucht werden...). Es muss ziemlich deprimierend sein.
Ich habe inzwischen „Das
Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green gelesen und einige Sachen
darin haben mich motiviert, den Blog von Stephan doch wieder zu beleben – weil
das Ende von Allem nicht der Tod ist, sondern das Nicht-mehr-erwähnt-oder-bedacht-werden...und
wenn die Protagonistin stirbt, möchte man doch wissen, wie es mit den
Nebendarstellern weiter gegangen ist...?!
Und: Man kann Jemanden lieben,
auch wenn er durch seinen Tod ein Riesenloch im Herzen hinterlässt...Die Krebs-Diagnosen
sind vielleicht BOMBEN, aber nicht die Betroffenen selbst...
Auf jeden Fall lesenswert
das Buch.
Wir möchten allen Baumspendern ganz herzlich danken!
Wahrscheinlich wird es im
Herbst diesen Jahres dann endlich einen wunderbaren Greta-Baum geben – die
Wiese im Rosental steht unter Denkmalschutz und irgendwie ist es nicht so
einfach, lauter Gedenkbäume zu pflanzen...aber wir schaffen das noch.
Ich werde euch auf jeden
Fall informieren und wir "schaffen" ja vielleicht auch ein kleines Fest für
diesen Anlass (auch die Urne hat noch keinen entgültigen Platz gefunden, da uns die Entscheidung schwer fällt, wo dieser Ort sein soll, aber auch das wird sich finden...).
Das Konto von Greta muss allerdings geschlossen werden, deshalb
bitte dort keine Spenden mehr hinschicken.
An sich sind wir auch
telefonisch erreichbar...aber je nach Lage der Festnetztelefone, geht nicht
immer jemand dran...SORRY...ich habe auch zwei unserer Handys gewaschen. Es ist
also nicht ganz einfach. Bitte trotzdem probieren...!
Überhaupt nochmal Danke an
alle, die uns nach wie vor stützen, tragen, schützen, fordern, lieben, wie wir
sind (Zeitbomben!!), und uns so normal behandeln (wir haben uns schon so lange daran gewöhnt,
nicht mehr „normal“ zu sein...), wie es eben gerade geht.
Der Abendhimmel am selben Tag...
6 Kommentare:
Danke!
Ich komme immer noch jeden Tag hier vorbei und denke viel an Greta. Ich kenne euch alle nicht persönlich, habe aber lange bei euch mitgelesen und auf weitere Einträge der 'Nebendarsteller' gehofft. Vielen Dank, dass du die Kraft dafür aufbringst!
Heike
Ich auch kommen noch fast jeden Tag hier vorbei, aus Gewohnheit oder auch einfach noch einmal an das kleine so tapfere Mädchen zu denken.
Dabei denke ich immer auch an die "Nebendarsteller" und hatte gehofft, dass es den anderen Familienmitgliedern etwas besser geht.
Ich wünsche Euch weiterhin alles gute und viel Kraft. Wir lesen uns...
Mareike
Ich kann mich den beiden Vorrednerinnen nur anschließen, auch ich kenne Euch nicht persönlich, aber habe lange Euren Blog mitgelesen und immer ein bisschen gehofft, noch mal von Euch zu hören. Auch ich denke oft an Greta und auch an Euch, an Gretas Familie. Ihr habt ein echt hartes Schicksal, ein an Krebs erkranktes Kind ist schon schlimm genug, aber ein kranker Papa dazu, da fragt man sich schon, warum?
Ich wünsche Euch weiterhin viel Kraft und denke an Euch
Kerstin
Auch ich komme immer wieder hier vorbei,obwohl ich Euch nicht persönlich kenne, um nach Gretas-Blog zu schauen, da ich mich gefragt habe, wie es wohl dem Papa und dem Rest der Familie geht. Ich habe gehofft eine gute Nachricht bezüglich der Krebserkrankung Ihres Mannes zu lesen. Ich wünsche viel Kraft und Durchhaltevermögen und das es bergauf geht. Susanne
Für den kranken Vater alles Gute, vielleicht geschieht ja doch ein kleines Wunder? Man würde es Euch so sehr gönnen!
Ich bin vor zwei Jahren auf der Suche nach Informationen zum Neuroblastom eher zufällig über diesen Blog gestolpert und habe ihn dann immer wieder besucht, für Greta und auch die anderen Familienmitglieder gehofft und gebetet. Ich habe seit Okotber oft an euch gedacht und wünsche euch, das es trotz der momentanen Entwicklung mit Stephan noch irgendwie wieder bergauf geht.
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