Ein Krankenhaus ist ein sehr eigenes Soziotop, das merkt man schon an der sonderbaren Nomenklatur. Eine ärztliche Person ist für viele Patienten und Eltern immer noch „Herr Doktor“ oder „Frau Doktor“, unabhängig von ihrem akademischen Grad. Dabei gilt man doch in nichtklinikalem Umfeld als ignorant, wenn man Leute mit falschem Titel anredet.
An einer Uni-Klinik findet sich unter dem Personal auch mancher Lehrstuhlinhaber und manche Honorar-Professorin. Einen Professor kann man aber nun wirklich nicht mit „Herr Doktor“ anreden, das wäre in Uni-Kreisen regelrecht unhöflich. Ich behelfe mich damit, dass ich grundsätzlich nur die Nachnamen und nie Titel nenne – und habe manchmal das Gefühl, die Distanz damit eher zu vergrößern als abzubauen.
Noch schwieriger ist es mit den Schwestern. Ich finde, jeder erwachsene Mensch hat ein Recht darauf, mit dem Nachnamen angesprochen zu werden, zumal wenn er hoch qualifiziert und in verantwortlicher Position tätig ist. Aber von den Krankenschwestern kennt niemand die Nachnamen, schon gar nicht die Ärzte. Also „Schwester Gabi“ und „Sie“. Vorsintflutlich. Ist das Personal altersmäßig homogen, muss man noch damit rechnen, dass es auf einer großen Station drei mal Schwester Gabi und drei mal Schwester Monika gibt. Na gut. Was aber macht man mit den Schwesternschülerinnen? Redet man sie mit „Schwester“ an, verwehren sie dies, weil es eben auch eine Art Dienstgrad ist. Aber wer sagt schon „Schwesternschülerin Susanne“? Nachnamen haben die Schwesternschülerinnen natürlich auch nicht.
Am schlimmsten ist es mit den Pflegern. Nehmen wir einmal an, es gibt auf der Station einen Pfleger Klaus. Wie nenne ich ihn? „Pfleger Klaus“? Der erste Teil taugt leider gar nicht zur Anrede. „Herr Klaus“? Ziemlich kindisch. „Bruder Klaus“? Das weist aufs falsche Genre. „Schwester Klaus“? Einige Eltern machen das wirklich. „Herr Pfleger“? Die Notlösung. Tatsächlich redet man den Pfleger überhaupt nicht an. Der Pfleger ist in diesem Sinne eine Unperson.
Die Schwestern sind übrigens schlauer. Wenn sie von den Kindern sprechen, reden sie nicht von „Greta“, „Anna“ oder „Lena“, weil sie die Besatzung damit überhaupt nicht auseinanderhalten könnten, sondern von „Schmali“, „Schulzi“ und „Mülli“. Das funktioniert wenigstens und ist einigermaßen zielgruppengerecht.
Greta ist zuhause und quietschfidel, freut sich am Leben und an ihren Schwestern. Vom MRT gibt’s noch keine Ergebnisse.
Mittwoch, 30. Januar 2008
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1 Kommentar:
Naja, die Schwestern sind Überbleibsel von den Ordensschwestern, die früher in den Krankehausern gearbeitet haben. Die hatten ja keine Nachnamen.
In Kutzenberg wars bei den Pflegern so, daß die einfachen mit Vornamen und die Oberpfleger mit Nachnamen angesprochen wurden.
Und Doktor oder Professor ist halt auch einfacher zu merken als der Name.
Schön, daß es Greta so gut geht. Hoffentlich gibt´s bald "godd news".
Wie steht´s mit Stella und Clara?
Irgendwie sehen die auf em Bild nicht so zufrieden aus.
Doris
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