Sonntag, 16. Dezember 2007

Weihnachtsbaum

Wir bekommen schon Wochen vor Weihnachten viele Pakete von lieben Menschen, die uns etwas Gutes tun wollen. Die großen Töchter sind begeistert, und Greta liebt es, meinen Rucksack auszupacken und nach Geschenken zu durchsuchen (und dann welche zu finden). Das Problem: Tagsüber ist selten jemand zuhause, so dass die Nachbarn immer die Pakete annehmen müssen. Nicht alle sind in die Zusammenhänge eingeweiht. Sie werden denken, dass wir entweder einen schwunghaften Versandhandel betreiben (dabei hat Steffi wirklich kaum noch Zeit für Ebay!), oder dass wir einen großen Anlass zur Party haben oder dass wir uns diesmal einfach mit dem Weihnachtsdatum vertan haben.
Heute kam ein sehr großes Paket an, und damit hat es eine besondere Bewandtnis. Zu den Vorsichtsmaßregeln, die wir für die imungeschwächte Greta dauerhaft einhalten müssen, gehört, dass wir keine Zimmerpflanzen, also dieses Jahr auch keinen echten Weihnachtsbaum haben dürfen, obwohl wir ansonsten natürlich alles tun werden, um den Kindern gerade dieses Jahr ein gewohnt schönes Weihnachtsfest zu bereiten. Weihnachten ohne Baum?
Vor ca. 35 Jahren - alte Freunde kennen die Geschichte - begab es sich zum wiederholten Male, dass der kleine Stephan nach Weihnachten in Tränen zerfloss, weil der schöne Baum, seines Schmuckes und seiner Nadeln beraubt, nur noch ein trauriges Gerippe war und weggeworfen wurde. Die Welt war so ungerecht, warum tat man das den armen jungen Bäumen an, dass man sie für ein paar Tage Nutzen hinschlachtete? Die Überraschung: Mein seliger Vater, Jahrgang 1910, hatte irgendwann ein Einsehen und kaufte einen Plastikweihnachtsbaum zum Zusammenstecken, den wir dann viele Jahre in Betrieb hatten. Dieser Baum hat auch die letzten zehn Jahre im Keller meiner Mutter in Düsseldorf überlebt und wird also dieses Jahr ein triumphales Comeback in Leipzig feiern. Auf diese Art kann sich mein alter Herr durch seine gute Tat von damals am Heilungsprozess seiner Enkelin beteiligen.

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