Sonntag, 10. Mai 2009

Wir fahren alle zur Kur

Unsere Krankenkasse hat die Kur für alle Familienmitglieder anstandslos bewilligt. Am 26.05. geht es für drei Wochen in die Klinik für onkologische Rehabilitation und Anschluss-heilbehandlung nach Bad Oexen. Das liegt irgendwo zwischen Bielefeld und Hannover, ungefähr vier Autostunden von Leipzig weg. Wir freuen uns sehr darauf. Der Termin ist günstig, weil wir dort gleich am zweiten Abend das Championsleague-Endspiel anschauen können.
Die großen Kinder waren in dieser Woche wieder einmal krank und sind überwiegend nicht zur Schule gegangen. Was sie genau hatten, weiß ich gar nicht, aber sie hatten jedenfalls auch nicht viel Lust auf die Projektwoche. Morgen beginnt wieder der Ernst des Lebens.
Am Wochenende waren Susanne und Anna aus Bamberg zu Besuch. Das hatte unter anderem den Vorteil, dass Steffi und ich der Einladung zu einem Festakt anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Uni Leipzig im Gewandhaus nachkommen konnten. Dort wurde gut gegessen und getrunken, Uni-Kapellen spielten feierlich auf, und die Honoratioren hielten längere Ansprachen, in denen sie die Anwesenden, die Hochschule und sich selbst zur stattlichen Tradition und zum Glück des Bestehenden gratulierten. Ein paar Studenten hatte man auch eingeladen, weil die ja nun mal mit zur Uni gehören. Die bewerteten die Situation sehr anders. Angesichts sinkender Mittel, steigender Studentenzahlen und einer völlig mangelhaften Umsetzung des Bologna-Prozesses in überdehnten Strukturen sahen sie überhaupt keinen Anlass zum Feiern. Erst gab es Pfiffe und Zwischenrufe, dann enterte ein junger Revolutionär das Podium, nahm dem Bürgermeister das Mikro weg und hielt eine Brandrede, in der er den Ausverkauf der Humboldt-Ideale geißelte, die totale Ökonomisierung der Bildung und die völlige Ignoranz der gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge. Man ließ in gewähren. Der Bürgermeister meinte hinterher im kleinen Kreis: In seiner eigenen Studienzeit, in den Siebzigern in Münster, wäre in dieser Situation eine solche Festlichkeit gleich komplett gesprengt worden. Aber immerhin, es gibt auch heute noch politische Studenten.
Gretas Gedankenwelt äußerst sich zunehmend komplexer. Sie erkennt geschriebene Zahlen, malt Buchstaben, fragt, was dies und jenes auf Englisch heißt und versucht es sich zu merken. Am Freitag beim Park-Spaziergang sagte sie: „Wenn wir sterben, gehen wir auf den Wolken spazieren.“
Lok Leipzig kann den Aufstieg abhaken und wird sich in der nächsten Saison packende Derbys mit Chemie in der fünften Liga liefern. Die Lokomotive unterlag zuhause dem Spitzenreiter ZFC Meuselwitz mit 0:4.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ich seh schon, im Grunde geht es dir gut und du kannst die wichtigen Dinge (Fußball fokussieren). Fragt sich nur, wie das engagierte Psychologen auf der Kur bewerten. Schön, daß du und Steffi auch mal Zeit für eine gemeinsame Aktivität habt. Offenbar sind im Osten die Studenten etwas politischer (Relikt aus vergangenen DDR-Zeiten?). Hier jedenfalls hör ich von Studenten nix.
Und ich hoffe sehr, daß auch bei Greta die Erinnerungen ans letzte Jahr immer mehr verblassen können und alle drei Mädels einen schönen Sommer erleben.
Doris