Heute ist „Kindertag“, nicht der „Weltkindertag“ der alten BRD (der nie eine Rolle spielte), sondern der DDR-Kindertag. Was uns das angeht? Stella hat einen Heulkrampf hingelegt, weil „morgen alle Kinder in der Schule erzählen, was für tolle Geschenke sie gekriegt haben.“ Unsere haben natürlich keine Geschenke bekommen, weil wir das Datum nicht auf dem Schirm hatten und weil sie eh viel zu viele Geschenke kriegen.
Aber es gibt ausgleichende Gerechtigkeit. Just heute wurde gegenüber, in der Feuerbach 4, ein riesiges Trampolin aufgebaut, das auch unsere Töchter über den Sommer bereichern wird. Gelungenes Teamwork: In der Gebrauchsanweisung war von zwei Stunden die Rede, ein sehr heterogenes Nachbarschaftsteam hatte es mit Bier und guter Laune in anderthalb Stunden betriebsbereit. Dort gab es am Freitag auch ein filmisches Open-Air-Ereignis mit Grill und Kinderspaß bis tief in die Nacht. Langsam werden wir hier richtig südländisch.
Greta wird zunehmend mobiler, auch wenn ihr das Laufen noch große Mühe macht. Aber wir dürfen jetzt schon zweimal am Tag heraus, für eine Stunde spazieren gehen. Wir laden den Buggy mit Decke, Proviant und Kind samt Schläuchen voll und fahren in den nächsten Park, der nicht weit ist. Der Hubschrauber muss mit, ein großer Rettungshubschrauber mit Besatzung und Equipment. Der ist um so lebensnäher, als solche Fluggeräte regelmäßig auf dem Gelände der Uni-Klinik einschweben. Greta sagt manchmal „Flugsaurier“.
Die Ausflüge machen die Lage schon deutlich erträglicher. Die Drainage fördert jetzt um die hundert ml am Tag, was einen klaren Rückgang bedeutet. Anfang nächster Woche werden sie Greta abstöpseln und wahrscheinlich gleich in die KiK 4 verlegen. Die letzte Chemo ist jetzt so lange her, dass schon wieder Haare wachsen. Das Kind spricht gar nicht mehr von zuhause, sondern sagt: „ich möchte hinunter“ (vom ersten Stock ins Erdgeschoss). Was sehr schön zeigt, dass der Mensch ein Wesen ist, das sich schnell an neue Lebensumstände gewöhnen kann. Deswegen waren wir wahrscheinlich in der Evolution so erfolgreich.Greta fragt, was ist eigentlich Tod?, und mag bei „König der Löwen“ am liebsten die Szene, wo Mufasa unter den Hufen der Büffel endet. Greta entwickelt sich langsam, wie ihre Oma aus Düsseldorf, zur echten Cineastin: „König der Löwen“ und „Findet Nemo“ sind die Favoriten, was zweifellos einen sehr guten Geschmack verrät. Ansonsten haben wir Mau Mau gespielt. Erstmals habe ich bewusst Fehlentscheidungen getroffen, um einem Stimmungsabfall meiner Partnerin vorzubeugen. Ich weiß, dass das heikel ist. Wenn wir anfangen, langfristige Erziehungsprinzipien außer Kraft zu setzen (Zähneputzen!), weil es im Moment vielleicht nicht so drauf ankommt, zweifeln wir am Endsieg. Aber vier Wochen Intensivstation sind echt zuviel. Gut, dass die Schwiegereltern bald wieder kommen.
Sonntag, 1. Juni 2008
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1 Kommentar:
Liebe Greta, wir wünschen dir einen guten Umzug, bloß weg von der Intensivstation, die schlaucht doch echt zuviel und dafür ist der Sommer viel zu kurz ! Wir freuen uns riesig, dass es dir Schritt für Schritt besser geht !
Dienstag ziehen wir 1200 km von links nach recht in Europa, verlassen Frankreich und kriegen bestimmt einen Sprachschock in Deutschland, wie wohl unsere Mädels darauf reagieren ? Wenn in unserer neuen Wohnung der Compianschluss da ist melde ich mich wieder, bis jetzt wissen wir nicht mal genau, ob der Fußbodenbelag begehbar ist, aber das Leben ist ja bekanntlich das was stattfindet, während man andere Pläne macht, auf jeden Fall freuen wir uns mächtig und rücken auch wieder mehr in eure Nähe.
Alles Liebe von Traute, ich freue mich schon auf die nächsten guten Nachrichten von euch, Greta halte durch!
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