Sonntag, 27. November 2011

Hundert Tage geschafft

Zum ersten Advent haben sie in der KiK 4 einen Weihnachtsbaum und Geschenkpakete im Gang aufgebaut. Eine Musikmaschine sorgt für Beschallung mit Weihnachtsliedern. Das war sehr romantisch, taugt aber nicht als Dauerlösung. Es waren über den Tag auffallend wenige Pfleger und Ärztinnen auf dem Gang zu sehen.
Greta hat festgestellt, dass sie ab heute Taschengeld bekommt. Sie ist ja jetzt Schulkind, Recht hat sie. Bald kann sie wirklich in die Schule gehen. Sie war in dieser Woche viermal nachmittags zuhause. Das hat sie sehr motiviert. Sie hat gegessen, konnte plötzlich fast normal laufen und hat hingebungsvoll mit Freundinnen und Schwestern gespielt. Beim Monopoly bereichert sich Clara gnadenlos auf Kosten ihrer kleinen Schwester.
Samstag haben wir Greta mit Mundschutz ins Kino mitgenommen. Hinterher hat sie das jeder Schwester erzählt mit der Auflage, dass sie dies keinesfalls weitererzählen dürfe. Wir wurden nur leicht gerügt wegen des Infektionsrisikos. Tom Sawyer war Programm. Ich finde die Idee immer noch goldig, dass Tom seine eigene Beerdigungsfeier miterlebt.
Wir hatten eine gesellige Woche und werden mit Hilfe der Freunde sicher gut bis Weihnachten durchkommen.

Sonntag, 20. November 2011

Das Leben ist Zeichnen ohne Radiergummi

Greta hat Heimweh und weint manchmal nachts. Deswegen hat sie den gestrigen Vormittag vollständig verschlafen. Heute, Sonntag haben wir die Schichten mal getauscht, Steffi vormittags, zweite Tageshälfte ich bei Greta. Fand sie erst gar nicht gut, abends, das Einschlafen. „Papa, wenn du da bist, da kann ich mich nicht so dran gewöhnen.“ Na prima! Heute allerdings: “Du bist gar kein Scheiß-Papa, du bist ein ganz normaler Papa.“ Ich nehme es als Kompliment.
Zuletzt war öfters die Rede von tagweisem Heimaturlaub. Wir haben es alle wohl ein wenig übertrieben. Wenn du isst. Wenn du trinkst. Wenn du aufstehst und auf die Toilette gehst. Nun wird Greta bald frustriert sein, wenn das Versprechen nicht bald wahrgemacht wird. Sie hat einen leichten Abszess am Herzmuskel, der beobachtet werden muss, wie damals in Jena. Sonst ist sie weiter auf einem guten Weg.
Die Großen machen gar keinen übermäßig gestressten Eindruck und schaffen es immer noch, viel Zeit vor den PCs zu verbringen, wo sie durchaus kluge Spiele spielen, wie „Dorfleben“. Beide haben auch ein virtuelles Aquarium, um das sie sich hingebungsvoll kümmern. Ich gucke in die Zimmer und höre dann immer ziemlich schnell: „Papa, machst du die Tür zu?“ Stella hat gestern zum ersten Mal Kaffee gekocht. Erst hat sie die doppelte Menge Pulver genommen, dann wusste sie nicht, wo das Wasser hineinkommt und hat separat gekochtes Wasser schubweise auf das Pulver in der Maschine gekippt, wobei sie den Filterausleger immer aus- und dann schnell wieder eingeklappt hat. Zum Schluss ist sie aber doch auf den Dreh mit dem eingebauten Wassertank gekommen. Ich selbst konnte mit elf Jahren noch lange keine Kaffeemaschine bedienen, weil wir so etwas damals im Westen noch gar nicht hatten.

Sonntag, 13. November 2011

Gnädiger November


Im Maumau habe ich dies Wochenende Prügel bezogen und vier Zehnerrunden verloren. Ich werde doch immer etwas wehmütig, wenn ich Buben, Asse, Zehnen auf die Hand bekomme und mich darüber kaum freuen darf.
Greta hat ihre erste Schulstunde absolviert. Der Krankenhaus-pädagoge kam für eine Stunde, fragte Greta, was sie so könne, und ließ sie Mama und Papa schreiben. Ihr Zustand ist stabil, die Laune meistens gut, die Kraft kehrt langsam zurück. Die Essenslust ist allerdings noch sehr sporadisch, obwohl das Kind mit 23 Kilo ganz propper wirkt.
RosenBolz ist nach dem Sieg über Kiel neuer Tabellenführer der Regionalliga Nord. Mit meinen Vereinen habe ich im Moment Glück. Vorhin habe ich nach vier Monaten mein läuferisches Comeback gegeben. Das habe ich ohne bislang erkennbaren Schaden überstanden. Janni ist besser drauf. Sie hat schon wieder eine Blaumeise erschlagen.
Am Nachmittag habe ich unseren Festnetz-AB abgehört. Oh je, Anrufe von drei Monaten. Abbitte nach allen Seiten und Gelobung sofortiger Besserung! In mancher Hinsicht ist es erstaunlich, dass wir noch Freunde haben.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, zweifellos der Primus der Klasse „Sonntagsmärchen“. Immerhin eine selbstbewusst handelnde junge Frau, aber ist der Film wirklich gesund für kleine Mädchen? Lerne gut Schießen, Reiten und Tanzen, sei frech, und du kriegst deinen Prinzen. Ich ärgere mich bei diesen Märchen immer darüber, dass der Preis für die Heldin immer ein Prinz sein muss, nie ein tüchtiger Bauer. Um diese Verhältnisse umzudrehen, ist das Skatspiel erfunden worden.

Sonntag, 6. November 2011

Tag 80 nach KMT

Greta stakst durchs Zimmer und über den Flur, sehr untrainiert noch, aber immerhin. Ein gewisser Ehrgeiz ist wieder da. Sie möchte unbedingt bald in den Zoo. Ich glaube inzwischen, das könnte noch deutlich vor Weihnachten möglich werden. Vorläufig schafft sie es nur ins Spielzimmer. Dort haben wir Mühle, Dame und Schach gespielt. Na ja, Maumau liegt ihr mehr.
Montag war Gretas Magensonde verstopft. Der Pfleger kannte das Problem und spülte mit großer Geduld Cola hin und her, bis der Schlauch wieder frei war. Gretas Appetit hält sich noch sehr in Grenzen. Dabei haben sie extra die Infusion reduziert, damit sie Hunger bekommt. Sie wünscht sich immer Hühnerbein, weil man das so schön mit den Fingern essen kann. Ob sie es aber auch tut, habe ich noch nicht beobachtet. Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass wir zu Halloween nach vielen Gespensterbesuchen an der Tür trotz reichlicher Vergabe von Süßem hinterher zwei Knochen im Briefkasten hatten, mutmaßlich vom Huhn.
Ihr fragt, wie es mir geht. Oh, danke der Nachfrage! Ich war jetzt länger nicht mehr stationär in der Klinik. Ich habe einen schicken Fahrradhelm, und mein Lebensbaum, der Affenbrotbaum, wächst und gedeiht. Allerdings auch nur, weil meine liebe Frau ihn eingepflanzt hat und regelmäßig gießt.
Kulturell dominiert in der Klinik Manjipoor. Wenn das läuft, beschäftige ich mich anderweitig, weil ich dazu überhaupt keinen Draht finde.