Sonntag, 30. Oktober 2011

Wer hat Angst vor Kürbissen?


Die zweite Liga hat einen grandiosen Tabellenführer, der das hoffentlich bis zum Ende durchhält. Und am vierten Advent muss der Meister im Pokal dran glauben!
Drei Familienmitglieder sind glücklich und erholt aus Dänemark zurück. Stella und Clara haben viel Skat geübt und tolle Linolschnitte angefertigt. Sehr einladend sind auf der Insel Dutzende von Bunkern aus dem Krieg, in denen man herumklettern kann. Wir haben auch Feuersteine gesucht und gefunden. Nachts Funken unter der Bettdecke, wie früher. Am Freitag haben wir auf dem Weg das dänische Legoland besucht, ein alter Vatertraum. Es gibt unter den modellierten Stadtansichten sogar Düsseldorf-Oberkassel.
Die Züge waren voll, hinzu mussten wir in Dänemark stehen, zum Glück ist das Land nicht so groß. Zurück war es bequemer. Wenn du mit Kindern im Zug sitzt, hast du ein Dilemma. Der gute Vater redet mit seinen Kindern, spielt mit ihnen und macht Spaß. Auf der letzten Dienstreise hat er sich noch so weit wie möglich weg gesetzt von diesen Familien mit ihrem notorisch leser-unfreundlichen Verhalten. Aber die Mitfahrer haben uns gut ertragen.
Das Foto zeigt übrigens die Kinder mit Teddys aus ihren Geburtsjahrgängen. Die Großen haben schon wunderhübsche Wohnhäuser aus Pappe und Stoffresten für die Tierchen gebaut. Greta hat dazu noch keine Zeit. Sie übt Stehen, inhaliert, schaut fern, spielt Maumau und fühlt sich im Moment deutlich besser in ihrer Haut als vor zwei Wochen, obwohl das Sonntagsmärchen heute besonders miserabel war. Fanø hat Greta uns nicht verübelt. Sie hat allerdings beschlossen, dass wir nächstes Jahr noch einmal alle zusammen dorthin fahren müssen.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Endlich wieder Tatort

Papa, Stella und Clara sind auf Fanø, lassen sich die Sonne ins Gesicht scheinen, den Wind um die Nase wehen und freuen sich an den großen Häusern und der Rath-Familie. Ich war heute Fahrrad fahren – ohne Bruch. Danach gab es echte dänische Hot Dogs zum Selbermachen. Eine äußerst leckere Sauerei mit drei verschiedenen Saucen.
Als wir unser Haus bezogen haben, sind Stella und Clara zu meiner Überraschung gleich zu Hausfrauen mutiert. Hier ist die Garderobe. Das Spültuch muss hier hängen. Stella hat den Ofen übernommen. Erst wollten sie getrennt schlafen, aber als es dunkel wurde und der Wind um den Schornstein pfiff, besannen sie sich eines Besseren.
Die Großen lesen viel. Clara erzählte in Kiel stolz: Ich bin bei Milla & Sugar schon in Level Zehn. Sie hat aber auch an ihrem Vortrag über das Blut gearbeitet, für ihre Besondere Lernleistung, kurz BeLL. Eine Tapetenrolle zeigt den menschlichen Blutkreislauf in Lebensgröße. Powerpoint ist diesmal nicht angesagt.
Über Greta weiß ich nicht viel zu erzählen. Kein Hunger, keine Mobilität, keine Krisen. Offenbar hat sich in den vergangenen Tagen nichts verändert. Nehmen wir das als gutes Zeichen.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Oktoberfeste

Stella und Clara haben Schulferien. Sehr erholungsbedürftig sehen sie gar nicht aus. Zum Glück geht das Diktatprogramm weiter, und die Großeltern schicken die Großen relativ früh ins Bett.
Steffi und Rooney haben gestern an einer Fuchsjagd teilge-nommen, der Fuchs hat allerdings überlebt und steht am dritten Oktobersamstag 2012 wieder zur Verfügung.
Katze Janni ist immer noch in Schutzhaft im großen Kinder-zimmer. Richtig laufen kann sie nicht. Der rechte hintere Haxen zeigt überallhin, nur nicht in Laufrichtung. Auch das katzentypische Kratzen hinterm Ohr funktioniert nicht. Janni fuchtelt nur in der Luft herum. Von Benni lässt sie sich jedenfalls nicht mehr helfen, den faucht sie bloß noch an. Sollten wir ein drittes Familienmitglied mit Schwerbeschädigung und Pflegestufe bekommen, dann braucht Steffi sich um ihre berufliche Zukunft keine Gedanken mehr zu machen.
Greta haben sie hundertprozentigen Chimärismus attestiert, also einen vollständigen Austausch des Knochenmarks. Auch Krebszellen waren bei der Punktion nicht mehr zu finden. Der Blase geht es besser, Katheterentzug wird zumindest vage in Aussicht gestellt. Am Freitag hat Greta angeblich ein Pommes gegessen und dazu ein Stück Schokolade. Sie übt das Stehen neben dem Bett, heute schon über eine halbe Minute. Und nach gestrigen fünf Stunden Maumau war der Betreuer müder als das Kind. Tag 60 nach KMT geschafft, weiter so!
Die Eltern haben gestern Party gefeiert in einer urigen Location namens „Victor Jara“. Der Namenspatron war chilenischer Künstler und Kommunist, 1973 brachten ihn Pinochets Schergen um. Solche Leute, wie auch Werner Seelenbinder oder Georgi Dimitroff, lernst du kennen, wenn du in den Osten gehst. Vorher kannte ich nur den Innsbrucker Kurt Jara.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Es ist schön, eine große Familie zu haben




Mama hat uns ein Foto gezeigt: Greta sitzt auf der Bettkante, rechts und links gehalten. Sehr glücklich sieht sie dabei nicht aus.
Papa hat schonwieder angekündigt, dass er morgen entlassen wird. Aber die sonntägliche Ferkelhaxe sei ausgezeichnet gewesen. Ich glaube, Papa ist ganz gerne im Krankenhaus. Wir Kinder finden das blöd. Heute gab`s schonwieder kein Taschengeld.
Stella und ich, wir sind vorgestern mit Oma und Opa nach Bambiberg gefahren und haben Cousine Annas Geburtstag gefeiert. Greta hat auch bald Geburtstag, dann Stella, dann erst ich. Das finde ich ungerecht.
Oma backt Kuchen, schrappelt Möhrchen für Papa und Mama, macht feinen Kartoffelbrei und Frikadellen. Der Opa übt mit mir Diktate und sagt, ich sei viel besser geworden.
Nächstes Wochenende fahren wir mit Oma und Opa nach Kiel, es sind Herbstferein - juchhu. Papa holt uns dann ab für Fanö - wenn er bis dahin aus dem Krankenhaus heraus ist. Mama und Greta bleiben jedenfalls noch drin.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Einheit statt Freiheit



Greta koaguliert gerade, d.h. in ihrer Blase bilden sich Blutklumpen, die teils ausgeschieden, teils über einen Blasen-Spülkatheter herausgespült werden. Beides ist nicht schön.
Eine Duodenal-Sonde haben sie Greta bei der Gelegenheit auch noch gesetzt, damit ist die Ernährungsfrage vorläufig geregelt. Ihr Aktionsradius ist gering, das Schlafbedürfnis hoch, die Laune meist ernst, aber die Ärzte sind zufrieden. Tag 46 nach KMT und gerade keine ganz schlimmen Komplikationen. Heute hat sich Greta seit langem malwieder ein T-Shirt anziehen lassen.
Der Vater sitzt immer noch in der Klinik, weil der strahlengeschädigte Stirn-Halbmond nicht gut verheilt. Vielleicht kommt er Dienstag heraus, muss aber die Woche noch viel zu Ärzten laufen. Oder radeln, aber ab jetzt nur noch mit Helm.
Was ist in Leipzig sonst noch passiert? Im Zoo ist ein übergewichtiges, schwachsichtiges Opossum gestorben. BILD titelte damit auf Seite 1, an der Presskonferenz nahmen 50 Journalisten teil.