Sonntag, 31. März 2013

Silberstreife

Liebe Greta Madita,
heute Nacht warst du im Traum lebendig und ich lief durch die ganze Uniklinik, um es allen zu erzählen.
Du hattest eine Nasensonde, aber warst ganz zufrieden und fröhlich. Du warst kleiner als zuletzt - du lagst noch im Kinderwagen und man konnte von oben hineinschauen. Vielleicht wurdest du auch im Laufe des Traumes jünger...ich weiß nicht mehr.
Jetzt erinnere ich mich den ganzen Tag an dieses überwältigende Gefühl, diese Erkenntnis, dass du wieder DA bist...irreschön und irretraurig.
Beim Aufwachen erstmal das Realisieren der Traumbilder und ein bisschen Enttäuschung und ein bisschen Freude.
Gestern war ich mit Heide (der Mama von Theo und Lara, weißt du noch, du hast sie ganz stolz auf dem Schoß sitzen gehabt und auf dem roten Sofa sind ganz leuchtende Fotos entstanden?! Na klar, wo es immer die tollen Waffeln gab!) und einer Freundin, die du leider nicht kennst, im Kino - in einem Film, wo ein Mann seine Frau "verloren" und eine Frau ihren Mann verloren hat...(ICH dürfte eigentlich jetzt auch so richtig schön "ausrasten" und machen, was ich will, aber genau wie bei Pat und Tiffany ist es eben erstmal ein ganz bestimmter Mensch, den man zurückhaben möchte oder gar mehrere...außerdem haben beide keine Kinder, die sie vom Verrücktwerden oder Mistbauen abhalten...) Jedenfalls ist es nicht so leicht, sich einen (neuen) "Silberstreif" am Horizont zu suchen - Was für ein schönes Wort: SILBERSTREIF!!

Hier in der Straße ist es gerade sehr leer, weil viele in den Ostertagen verreist sind. Stella ja auch. Sie ist in München, allerdings besucht sie nicht Vetter Roland, weil der auf einem Berg sitzt und Lawinen- und Gletscherrettung trainiert. Sie ist mit Franziska und beiden Omas unterwegs, u.a. auch im legendären Zirkus Krone...!
Clara übernachtet bei Leoni - das hättest du bestimmt inzwischen auch gerne mal gemacht!?
Die Pferde sollten am Wochenende getrennt werden, was sicher schwierig wird, weil die dicke Mischou immernoch durch jeden Zaun geht, wenn sie will - aber irgendwie muss es klappen. Ich warte nun sehr auf das erste Grün, das olle Matschgelumpe ist kaum mehr auszuhalten. Letzten Januar bist du mit der Nase voran ins nasse Erdreich geplumpst und musstest (zu große) Wechselklamotten von Leoni anziehen...zum Glück konntest du das auch manchmal machen - einfach mal in den Matsch fallen wie ein Bullerbü-Kind...!

Du fandst es immer grandios doof, wenn Papa und ich in unserem Größenwahn überlegt haben, umzuziehen...Nur die "Villa Kunterbunt", wie ihr den riesigen ehemaligen Kindergarten in Stötteritz, nanntet, hatte es dir angetan, war aber wirklich GROß und in der falschen Ecke der Stadt.
Jetzt ist es vielleicht doch bald wieder soweit...Verkleinern ist angesagt. Aber SCHONWIEDER alles einpacken, wegschmeißen, auswurzeln, umtopfen?? Ich mag grad nicht wirklich darüber nachdenken, also halte ich mich für heute an dich und sage: Wir bleiben, wo wir sind und gucken, was uns begegnet.
Vielleicht träume ich heute wieder von dir? Immerhin ist es die Osternacht...Schlaf gut und komm malwieder vorbei, ich küsse dich, deine Mama


Noch nicht ganz Ostern...Ende Januar 2012

Montag, 25. März 2013

Eisblumen und Feuerherzen

Trauerfeier. Blumenberge. Beisetzung. Regenbogen. Glockengeläut.
Die Glocken sollten eigentlich nicht läuten, aber wie das dann so ist, wenn die am Friedhof nicht ihre Papierchen beisammen haben, stimmt die Inszenierung letztlich nicht ganz. Auch Gretas Urnenloch war zu klein...was aber nur kurz stutzig machte, da das schöne, sonnengelbe Gefäß dann doch gerade so hineinpasste (der arme Bestatter hat sich beim "Reinquetschen" die Hände aufgeschürft). Stephans Urne versank dagegen regelrecht in der Tiefe und konnte dafür mehr Blumen aufnehmen.
Was für skurrile Dinge in den Vordergrund geraten bei so einer rituellen Sache. Alle (ge)froren wie verrückt, die armen, schönen Blumen ebenfalls und die Tränen sozusagen fast gleich an den Wangen.


Unsere Herzen waren hingegen ziemlich warm und offen und dafür danke ich euch allen...es war gut, zu spüren, wie sehr wir alle verbunden waren in der Trauer um diese beiden tollen Menschen.
Durch viele Freunde aus verschiedenen Lebensphasen habe ich mich nochmal intensiv erinnern können, habe Bilder von Stephan gesehen, die ich noch gar nicht kannte - sehr berührend und gut - und tieftraurig, ihn nicht dabei zu haben.
Ich habe versucht, in seinem Sinne die besonderen Menschen, die ihr alle seid, zusammen zu bringen...und vielleicht ist das ein bisschen gelungen. Ich hoffe.

Nun ist Heidi noch hier, die gute Seele, und wir finden einen langsamen Übergang vom Besuchstrubel in den Alltag zu dritt. Das rasend kalte Wochenende hat leider bei mir eine fette Erkältung ausbrechen lassen, die vielleicht jetzt auch einfach mal rausmusste. Ich lag gestern lange im Bett und auch heute morgen, die Pferde mussten warten.
Es gibt viele Dinge zu regeln und zu besprechen, gleichzeitig hält die Zeitblase noch an...ich weiß nur teilweise, welcher Tag gerade ist und was ich eigentlich gerade tun sollte. Ich möchte anfangen, die Post zu beantworten - vielleicht kann ich in ein paar Tagen wieder klarer denken ( mit klarem Kopf dann auch mehr Kraft und Nerven für Telefonate...lasst mir etwas Zeit, das kommt...).
Morgen erstmal Treffen mit einer Dame von der Krankenversicherung wegen der 55%-Rente und vielleicht auch endlich wieder genug Kraft für die Pferde.


Freitag, 22. März 2013

An Stephan



Mein lieber Vetter Stephan,

du hast mich schon so lange ich denken kann, Vetter Roland genannt. Ich habe das damals nicht so richtig verstanden - war ich doch eigentlich als kleiner Junge gar nicht dick. Später hast du mir erklärt, dass das ein alter deutscher Begriff für unsere Verwandschaftsbeziehung sei - und das habe ich dann auch akzeptiert. Ich war auch froh, nicht als Mädchen zur Welt gekommen zu sein, denn eine "Base" hätte ich nun wirklich nicht sein wollen.  Schön ist ja auch, dass wir uns gegenseitig so nennen konnten, das fühlte sich fast so an wie ein Geheimbund - Cousins hat ja schließlich fast jeder.  In deinem Freundeskreis war mir dann auch immer eine etwas besondere Aufmerksamkeit sicher - häufig wurde ich mit "Also du bist Vetter Roland?" begrüßt.

Heute bin ich sicher, dass diese Wortwahl schon früh deine Leidenschaft für die deutsche Sprache gezeigt hat. Auch später hast du meinen Wortschatz immer wieder bereichert, z.B um das schöne alte Wort "präpotent", das du vermutlich von Heidi in Innsbruck aufgeschnappt hast, weil man es in Österreich noch heute gern benutzt.

In der Zeit, als es noch die DDR gab, habe ich mich immer sehr auf die Osterferien und runde Geburts- oder Hochzeitstage unserer Großeltern Thiele in der Leopoldstraße 70 in Köthen gefreut. Denn das verhieß lieben Besuch aus Düsseldorf, dem fernen Westen. Du, deine Mutter Gisela und dein Vater Hanns, der mit zwei "n" geschrieben wird, weshalb ich einmal in einem Deutschdiktat in der vierten Klasse einen Fehler angestrichen bekam und der mir vor allem mit seiner eckigen und schwer lesbaren Druckbuchstabenschrift in Erinnerung geblieben ist. Mit der Schrift bist du deinem Vater übrigens auch immer ähnlicher geworden… Deine Mutter Gisela schien mir bei euerer Ankunft immer sehr aufgeregt; sie wollte ganz schnell zur Polizei, denn ihr musstet euch ja beim ABV (das war der sogenannte Abschnittsbevollmächtigte der DDR-Polizei) anmelden. Mir erschien das etwas übertrieben, aber die Furcht, beim nächsten Mal aus nichtigen Gründen nicht in die DDR einreisen zu dürfen war sicher ganz konkret und begründet - und Ordnung musste sein!

Dass du einmal Historiker sein würdest, hat sich schon früh gezeigt, obwohl mir das damals nicht klar war.  Als kleiner Junge habe ich gern deinen Vorschlag aufgenommen, und Holzschwerter in Opa Thieles Werkstatt gebastelt. Bei Holzschwertern sollte es auch nicht bleiben. In tagelanger Arbeit - Holzleisten und Metallstreifen zersägen, feilen und zurechthämmern, Leder zuschneiden und aufnageln - kamen noch Helm und Schild dazu. Und fertig waren zwei römische Legionäre.  Naja, 1 1/2 - ich habe nur ein halbwegs solides Schwert hinbekommen.  Auf deinem Schild prangte die römische Zahl XI - für die 11. Legion Claudia Pia Fidelis („pflichtbewusst und treu“). Die Römer hatten es dir jedenfalls angetan und sie sollten dich auch niemals mehr loslassen.

Mit dem dritten Vetter im Bunde, meinem Bruder Michael, war dann auch eine Skatrunde komplett.  Wobei ich zugeben muss, dass ich anfangs noch kein gefragter Mitspieler war - und manchmal eifersüchtig auf euch "Große". Skat, das du früh von Deinem Vater gelernt hast und das du tage- und nächtelang mit deinen Klassenkameraden in der Schule und im Schullandheim gespielt hast, konntest du am besten von uns allen.  Ich habe oft versucht, alle Trümpfe und die gewonnenen Punkte mitzuzählen, was mir selten, dir aber immer gelang.

Michael war es auch, der schon immer deine Leidenschaft für Fussball geteilt hat - stundenlang konntet ihr die neuesten Ergebnisse diskutieren. Das hast du sicher auch mit deinem besten Schulfreund Thomas; deine Mutter Gisela erzählte bei einem Besuch mit heimlichen Stolz von einem Transparent, das ihr in der gediegenen Hans-Sachs-Str. in Düsseldorf aufgespannt habt, als Fortuna Düsseldorf sensationell den Pokal gewonnen hatte und das natürlich die gewollte Aufmerksamkeit erzielte - und umgehend wegen Störung der öffentlichen Ordnung entfernt werden musste.


Mit deiner Wahl, Alte Geschichte zu studieren, hast du deinen Traum, die alten Römer ganz genau kennen zu lernen, erfüllen können. Ich habe eigentlich nicht so recht verstanden, wie man Latein, Altgriechisch und Hebräisch lernen könnte, aber bewundert hab ich das schon, da es Geheimnisse offenbaren konnte, die mir verschlossen bleiben sollten. Die Erfahrungen, die wir beim Holzschwerterbau in Köthen gemacht haben, bewährten sich dann beim Ausbau der Dachkammer in Heidis Haus in Innsbruck.  Einmal mehr zeigte sich hier deine gewisse Nachlässigkeit in Kleidungsdingen.  Für dich ging in T-Shirt, Jeans und Latschen einfach alles - selbst unsere Besteigung des 2334m hohen Hafelekar bei Starkregen.  Dank Heidi wenigstens mit Regenjacke…

Unsere Erfahrungen beim Legionärsspiel hast du dann vielleicht auch in deiner Promotion "Feindbilder bei den frühen Griechen" einbringen können, die du dann in Berlin geschrieben hast. Dein Umzug nach Berlin passte mir sehr gut, da wir uns in Berlin nun wesentlich häufiger sahen, allerlei Parties feierten und gegenseitig unseren Freundeskreis verbinden konnten.  In deiner Berliner WG habe ich auch das erste Mal deine legendären Mohnpielen kosten dürfen - ein hochkalorisches Gemisch aus alten Semmeln, Mohn und Sahne, das manchmal deine Hauptnahrung vor Prüfungen war und doch nicht dick gemacht hat.

Gern gekocht hast du schon immer und Kinder mochtest du auch sehr - so warst du häufig bei Alexander und Mei-Lin ein gern gesehener Gast und hast deinem Patensohn Hsing-Hsing beiseite gestanden, wenn wieder mal die Hertha verloren hat oder der Hausegen schief hing.

In Amerika warst du genau wie ich immer sehr gern - so auch auf unserer Reise von der Ost- an die Westküste in meinem 76'er Oldsmobile V8. Das wolltest du in der Wüste von Texas unbedingt mal ausfahren, woraufhin uns ein Texanisch sprechender State Trooper mit einer Hand auf der Pistole nach der Prüfung unserer komischen Führerscheine unerwartet freundlich darauf hinwies, dass in Texas nur 65 mph erlaubt sei und er es diesmal bei einer Verwarnung beließe, weil wir ja aus dem fernen Deutschland kämen. Puh, das war knapp und du hast ziemlich bedröppelt dreingeschaut. Die Abenteuerlust war dir jedoch nicht vergangen und nach der Begehung des Grand Canyon - natürlich in Jeans und ohne die von den Rangern dringend empfohlenen 4l Wasser - musstest du die nächste Grenzüberschreitung schon bald in Angriff nehmen.  Du klautest in San Francisco in einer Kneipe unsere beiden Biergläser, von denen eines im Haushalt Schmal bis heute überlebt hat.


Leider war dann der Arbeitsmarkt für promovierte Althistoriker in Deutschland nicht so rosig, so dass du dich an deine Mama hieltest und wie sie ordentlicher Buchhändler wurdest - vermutlich der erste Dr. phil. in der Buchhändlerlehre beim Olms-Verlag in Hildesheim. Was für ein Glück deine Wahl in mehrfacher Hinsicht sein würde, sollte sich schon bald zeigen.

Das erste und weitaus größte Glück erschien alsbald im Olms-Verlag in Gestalt einer sehr attraktiven Studentin der Kulturpädagogik. Ich bin mir nicht sicher, wann es bei euch "klick" gemacht hat, aber mir war eigentlich von Anfang an klar, dass ihr zusammen gehört.  Wann findet schon ein Stephan eine Stefanie und eine Lenger einen Schmal - und noch dazu gleichzeitig? Nebenher hast du deinen Sallust geschrieben - wann war denn nur Zeit dafür? Wahrscheinlich, wenn du nicht gerade für den nächsten Marathon trainiert hast.


Das zweite Glück war nach erfolgreichem Abschluss der Lehre der Einstieg in das Berufsleben - und der lag ganz in der Familientradition. Der Vater Lehrer, die Mutter Buchhändlerin, was lag also näher, als Bücher zu machen?  Und zwar Schulbücher - Geschichtsbücher um genau zu sein, was auch sonst?  Im schönen fränkischen Bamberg, dem Drehort der Feuerzangenbowle mit Heinz Rühmann, bezogt ihr bald eine Villa am Hügel mit Blick über die Stadt.  Hier feierten wir eure Hochzeit und die Geburt eurer ersten Tochter Stella Antonia.

Sehr lange habt ihr es in der fränkischen Provinz nicht ausgehalten und seid nach Hannover gezogen, immerhin eine Hauptstadt mit wunderbarem Zoo, dessen Hauptattraktion für Stella und die bald folgende Clara Carlotta der Kinderspielplatz mit Riesentrampolin und Streichelzoo war. Bevor die Kinder früh morgens am Bett standen und die Decke wegzogen, bist du schon mal an den Schreibtisch gegangen, um das zweite Buch, den Tacitus zu schreiben.  Von Hannover ging es dann auch bald schon weiter nach Braunschweig - diesmal in ein großes Haus mit Garten, in dem man wunderbar spielen und Pflanzen groß ziehen konnte. Die Familie wuchs und gedieh und bald gehörten auch Rooney und Greta Madita dazu.

In Leipzig gab es dann für dich die nächste Herausforderung beim Schulbuchverlag Klett. Mir war das ganz recht, denn Leipzig liegt auf dem Weg nach Berlin. Leider hielt das Glück diesmal nicht sehr lange an, denn Greta wurde krank. Diese Geschichte hast du selbst in Gretas Blog aufgeschrieben und bist in dieser schweren Zeit immer weniger zu deinem dritten Buch, dem Livius gekommen.

Einen großen Freundeskreis hattest du schon immer, was kein Wunder war, da sich fast jeder in deiner Gesellschaft wohl fühlen konnte. Mit deinem sympathischen Wesen, deinem Wortwitz, manchmal trockenen Humor und klugen Geschichten hast du uns oft zum Lachen und immer für dich einnehmen können.

Das hat sich besonders in deiner und Gretas oft schweren Zeit der Krankheiten gezeigt, wenn Freunde von nah und fern zu euch hielten, euch besuchten, Krankenwache übernahmen, Kuchen oder einen Riesentopf Suppe vorbei brachten, einfach mal klingelten, um die neuesten Geschichten aus Verlag und der Welt zu erzählen oder eine Runde Skat zu spielen.

Du erinnerst dich sicher an den Abzählreim für die Skatkarten, den dir Onkel Hans Surke beigebracht hat, und den ich dann von dir gelernt habe:


Ein
Vo-
gel
saß
auf
ei-
nem
Baum.

Es
re-
gne-
te
und
er
ward
nass.

Da
kam
der
lie-
be
Son-
nen-
schein.

Es
müs-
sen
zwei
und
drei-
?
?


So ein Mist! Es fehlen zwei.



Dienstag, 19. März 2013

Innere Wärme

Puderzuckerlook vor meinem Fenster, ich kann es kaum glauben, dass es immernoch schneit - was für ein langer, nasser Winter...!!
Ich hatte gehofft, dass wir am Freitag Sonnenlicht und ein bisschen Wärme haben würden, aber momentan sieht es eher nach weißer Trauergemeinde aus. Es gibt dieses Video zu einem Lied von "Ich und Ich", einige von euch kennen das bestimmt..."Wenn ich tot bin..." - da hüpfen alle in weißen Kleidern durch den Wald, Kinder, Erwachsene, lauter schöne, junge Menschen...und feiern eine Beerdigung zwischen den Bäumen... - jedenfalls mal schöne, wenn auch übertrieben ästhetische Bilder, die in unserer Kultur ziemlich fehlen, finde ich (auch wenn die Bilder des Todes allgegenwärtig sind - Totenköpfe auf Kinderklamotten, Gothic-Kult in Kleidung und Musik, magersüchtige Models, allgegenwärtige Gegenwart des sterblichen Körpers, Verherrlichung von Ketten und Blut...). Wir sind so gefangen in Schwarz, Kreuz, Leid und Stein und Schwere...und gleichzeitig wird auch das vermarktet ohne Ende.
Brrrr. Das widert mich an, aber ich kann ja auch nicht als Furie durch die Gegend laufen und allen an den Kopf werfen, wie HÄßLICH das ist... - ein wildgewordener Racheengel, der die Wut über die eigenen Verluste, über den beschissenen Krebs, über die Ungerechtigkeiten dieser Welt auf alle vorhandene Häßlichkeit, Geschmacklosigkeit, Grauheit und Absurdität schleudert...) - Au ja, das wäre mal was.

 Aber zunächst mal: Gestern bin ich Trecker gefahren. Bodenständig fühlt sich das an. Eigentlich richtig gut, auch wenn Gittes alter Herr wirklich nicht einfach zu händeln ist, zumal bei Matsch und Schnee. Anschließend stinkt man von oben bis unten nach Öl oder sowas, das kann auch nicht gesund sein...!?! Es gibt aber inzwischen auch einen neueren Trecker mit dem feinen Namen "Bill". Das hätte Stephan gefallen, der vielen Haushaltsgegenständen Namen gab. Eine alte Teekanne hieß Julia (Exfreundin), die mir leider irgendwann unabsichtlich runtergefallen ist. Die Fahrradnamen habe ich gerade vergessen. Nicht Nepomuk und nicht Konstantinopel, aber so ähnlich...- meines hieß "Anatol"! (Stephan wüsste jetzt auch das Fremdwort dafür - Animismus? Ich weiß, kann man googeln.)
Die Vorbereitungen für das Wochenende laufen auf Hochtouren. Trotz des traurigen Anlasses, freue ich mich, euch alle, die kommen können, zu sehen. So ein Treffen und Zusammensein wäre auch in Stephans Sinne gewesen und auch Greta mochte sie - die Großfeiern...!
Da es wieder vermehrt die Frage gab, wie man uns so insgesamt helfen könnte...habe ich nach einigem Hin- und Hergezweifel ein Sparbuch für Stella und Clara eingerichtet...auf dass man - zwar schnöden, aber hilfreichen - Mammon überweisen kann, der sich dann sinnvoll für verschiedenste Anlässe einsetzen und verteilen lässt. Danke euch allen, dass ihr da seid, mitdenkt, zum Essen einladet, Musik schickt, Bücher, Blumen, Karten und Briefe...- das ist so ein wichtiges "Gerüst", um in diesem Leben weiter machen zu wollen und zu können...!! Und ihr helft, dass wir uns mit SCHÖNEN Dingen umgeben und trotz der gegenwärtigen inneren "Leere" geborgen fühlen, das ist GUT.
Danke!
Das Sparbuch hat die Nummer: 3207272923
BLZ: 860 555 92
Sparkasse Leipzig, Kontoinhaber: Stefanie Lenger-Schmal (Kinder da einsetzen geht nicht...)
Verwendungszweck "Futterkasse Stella und Clara" oder so...

Unser Telefon sollte dank Barbaras hilfreichem Einsatz nun wieder funktionieren...hätte sie mir gestern nicht die Kabel der neuen Fritzbox sortiert, wäre ich nun auch nicht HIER. Wie gut, dass manche Menschen mehr Geduld und technisches Verständnis haben als ich!! Roland sitzt gerade auf irgendeinem Berg im Schnee und hat seinen Job als Netzwerkadmin aber souverän gemanagt, trotz wackeliger Verbindung. Ich habe dann auch irgendwann die neue, RICHTIGE Box im Karton gefunden...;-))
Gegen den weißen, kalten Kram da draußen, möchte ich jetzt noch eines meiner Lieblingsfotos mit euch teilen:
Greta in der Tränkwanne! Mai 2012...

Freitag, 15. März 2013

Rotkehlchen füttern


Die Trauerfeier und Urnenbeisetzung von Stephan und Greta findet am 22. März 2013, 14 Uhr auf dem Lindenauer Friedhof statt (Merseburger Straße...es gibt aber mehrere Möglichkeiten, auch direkt an der Kapelle reinzugehen...). Es wäre wahnsinnig schön, wenn ihr alle kommen könnt, wir die beiden Schätze gut auf ihrem Platz unterbringen, uns ausweinen... und anschließend noch ausgiebig im "Kanal 28" über Stephan, Greta und die gemeinsam verbrachten Jahre palavern können...
Bitte, bitte keine Kränze...Säcke mit Pferdeleckerli, Malschulgutscheine, Yogakurse, Anmeldungen für Reitstunden bei mir, Jobangebote, Tulpen, Osterglocken, Schneeglöckchen, Bellis... - alles gern gesehen, aber bitte kein "Trauerzeugs"...! Ich hatte das ja schon häufiger erwähnt, aber da es Nachfragen gab...

Ganz viele praktische und gefühlsmäßige Dinge sind zu entscheiden, die einen vom eigentlichen Anlass irgendwie ein wenig ablenken - das ist vielleicht auch der Sinn des Ganzen. Rituale haben allerdings etwas für sich, das habe ich inzwischen kapiert.
Es ist wieder so kalt, dass man glauben könnte, es wäre November und nicht MÄRZ - aber wenigstens ein riesiger Sonnenball am Abendhimmel, der am MDR-Turm skurrile rote Streifen verursacht hat.
Von Rückmarsdorf aus kann man sozusagen von oben auf die Leipziger Downtown-Silhouette schauen. Ich hoffe, wir stehen am Freitag nicht mehr im Schnee. Man sollte noch etwas Vogelfutter bereithalten.

Stella ist mit einer Freundin auf der Buchmesse, ich fahre vielleicht morgen - nach dem Betüddeln der wertvollen Fellnasen. Und besuche die lieben "Kletten"! Und Uli bei BOD und Jo bei Dumont...?!?
Den Klett-Verlag habe ich nochmal ganz neu schätzen gelernt, weil dort soviele liebe Menschen arbeiten...Danke euch allen für eure Worte über Stephan, für eure Freundschaft zu ihm und das Zu-ihm- Halten auch in schwierigen Phasen.
Ulrich Woelk hat seine beiden Tb-Bände aus unserem Haushalt signiert und war ganz gerührt von der Erst- oder Zweitausgabe von "Freigang", die Stephan 1990 von Thomas geschenkt bekommen hatte. Stella meinte vor der Lesung sehr geschäftstüchtig, ich sollte die Bücher ruhig mitnehmen, da sie doch an Wert gewinnen würden mit Originalsignatur (ich wollte Gewicht in der Tasche sparen...). Wo sie Recht hat...
Der letzte Blogtitel war natürlich geklaut, bzw. angelehnt an Barbara Pachl-Eberhardts Buchtitel "Vierminusdrei". Ich bekomme es von Sabine (;-)) und bin sehr gespannt darauf zu lesen, wie man so einen schockartigen "Entzug" durch einen furchtbaren Unfall verarbeiten kann. Auch der anthroposophisch gelehrte und geisteswissenschaftlich orientierte Arzt Lothar Hollerbach beschreibt in seinem Buch "Es gibt keinen Tod, warum wir unsterblich sind" wie er den Unfalltod zweier seiner Töchter und den Krebstod seiner zweiten Ehefrau "positiv" verarbeitet hat - ich verstehe nicht alles und habe es auch noch nicht durch, aber es sind gute Gedanken und viel "verloren gegangenes Wissen" enthalten...
Dass soviel Wissen mit Stephan nun auch einfach "weg" ist, finde ich auch schwer zu ertragen. Aber da macht die Biologie in ihren Missgriffen ja irgendwie keine Unterschiede. 
Das ist jetzt alles ganz schön viel und Müdigkeit macht sich breit.
Es könnte immernoch eine Geschäftsreise sein, wenn ich es nicht besser wüsste.

 September 2011, kurz nach der Schädeldecken-OP
 September 2011, Greta auf der Kik4 nach der Kmt, Sepsis und langer ITS-Zeit... und Stephan noch mit OP-Pflaster unter der Haube...
 Legendär: Gretas geliebte Feile...und ich glaube, der erste Tag wieder mit T-Shirt--

Montag, 11. März 2013

Fünf minus zwei

Nun sind wir also zu dritt. Schneegestöber. Clara ist in der Schule, Stella nicht. Sie hustet und rotzt und ist grippig. Freitag war sie wegen eines Sterbefalles entschuldigt („Stellas Vater ist gestorben.“ Stille in der Leitung. „Sind Sie noch dran?“ „...Ja, ja...ist es der leibliche Vater...? Wegen der Unterlagen und Telefonnummern, dann kann ich das hier gleich eintragen...“), heute ist sie einfach krank. Roland bleibt noch ein paar Tage, entfernt Trojaner von Stellas Rechner und macht sich sonst nützlich. Stephan ist bis Samstagmittag hier geblieben. Eine Nacht konnte ich daneben schlafen, in der zweiten habe ich mich zu meiner Freundin Annabell ins Nachbarzimmer verkrümelt. Das fühlte sich an wie in alten Freundinnenzeiten, wo man beieinander übernachtet und bis spät in die Nacht gerabelt hat. Ich kann gut schlafen zum Glück, wie ein Stein. Was für ein Geschenk...!! Es war wunderschön mit all den Blumen und Kerzen bei Stephan. Und es gab den guten Bäckerei-"Schlett"-Kuchen, den Barbara und Josef besorgt hatten und die leckeren Pflaumentaschen von Heide, bei der ich dringend einen Koch- und Backkurs machen muss;-) Ganz viele tolle Menschen um uns, auch in Gedanken – das ist spürbar...
Und: Der Kater! Benni hat bis Samstag fast nur auf Stephans Bett zwischen seinen Beinen gelegen... Da sage nochmal einer, Katzen würden „ihre“ Menschen nur nach Dosenöffnerqualitäten beurteilen--! Ben ist jedenfalls richtig treu und anhänglich und hat die Totenwache länger ausgehalten als wir alle. Clara holt sich ihre Informationen Stück für Stück und fragt immer mal, wie alles so gemacht wird. Sie hat auch zugeschaut, als die Bestatter Stephan abgeholt haben. Stella hält sich dagegen etwas fern und meinte, sie möchte Papa lieber so in Erinnerung behalten, wie er war. Das geht sicher einigen von uns so. Trotzdem war das langsame, lange Abschiednehmen und "Begreifen" des starren, kalten Körpers in diesem Fall auch hilfreich, aber gerade die Kinder müssen ihren eigenen Umgang damit finden.
Ich war sehr gerührt von Herrn Wolffs Worten über Stella – die „mit Interesse und Wachheit" den Konfirmandenunterricht besucht und "dabei Ernsthaftigkeit und Freude ausstrahlt". Bei allem Medienüberfluss und allen Verlockungen unserer verrückten Welt, finde ich, sind das sehr schöne Eigenschaften. Ich muss immer wieder an das tolle, traurige Buch „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak denken, das aus der Sicht des Todes geschrieben ist und dessen Handlung in der Nazizeit und während des Zweiten Weltkrieges stattfindet...ich habe es verliehen, aber ich würde grad gerne ein paar Stellen darin nochmal lesen. Überhaupt Bücher...ich stand am Samstag lange vor Stephans Bücherregalen und habe überlegt, welches "Lieblingsbuch" ich ihm "mitgeben" könnte - mein Gott, ich wusste nichtmal, welches sein liebstes war und einige würde ich inzwischen selber gerne mal lesen (Tacitus, Livius, Thukydides u.u.u.) und wollte nicht, dass sie im Sarg verbrannt werden. Auch Manns "Josef und seine Brüder" mochte ich nicht opfern. Schließlich fiel die Wahl auf Homers Odyssee und die Ilias. Soll ja auch ein bisschen vorhalten...aber ich hoffe, im Himmel gibt es eh eine Riesenbibo.
Stephans Tippen auf der Computertastatur wird mir fehlen...aber das war mir schon im Sommer´11 klar, als ich bei Greta im Isozimmer im Halbschlaf vor mich hindämmerte und im Vorraum das Schreibklickern Dr. Fischers gehört habe, der Gretas Medikamente und Werte gecheckt, geändert, dokumentiert und einfach viel geklickert hat. Jedenfalls ist mir das da schon klar geworden. Als Stella noch ein Baby war, hat Stephan schon frühmorgens an irgendetwas gearbeitet, in Bamberg am schönen Abtsberg...und am Fenster gegenüber in der Voßstraße, Christine, weißt du noch? 
Ich telefoniere heute mit unserem Bestattungsinstitut und wir werden über die Terminplanung für die Trauerfeier und Beisetzung sprechen. Die Urnen von Greta und Stephan können nun gemeinsam beigesetzt werden. Makaber und tröstlich zugleich. Bitte hier keine Kränze oder Ähnliches.

Gerne Frühlingsblumen aller Art, ansonsten werden wir eine Stiftung oder einen Fond einrichten, der einem sinnvollen Zweck gewidmet sein wird. Gretas Baum kommt natürlich trotzdem ins Rosental...das ist ja unabhängig von dem Bestattungsort...Termine usw. für die, die kommen möchten, gebe ich noch bekannt.
Höchstwahrscheinlich wird es der 22.3.13, 14 Uhr, Lindenauer Friedhof.

Und jetzt stelle ich mir einfach vor, dass Stephan auf einer wichtigen, längeren Geschäftsreise ist, mache mir eine Wärmflasche, wünsche euch eine ruhige Nacht und morgen einen erquicklichen Tag. 

Donnerstag, 7. März 2013

Nun regnet es

Stephan hat es geschafft. 15.45 Uhr.
Ich habe gerade Bilder von ihm angeschaut, als er aufhörte zu atmen.
Kurz darauf hat sich Clara neben ihn in mein Bett gelegt und ihm ein kleines Buch vorgelesen: "Für den besten Papa der Welt." Sie hatte es heute Mittag gemeinsam mit ihrer Freundin noch besorgt.
Ein letztes Mal Rasieren...die Nadel aus dem Arm ziehen...
Und das Meer darf fließen.
Wir sind traurig und Roland macht uns eine Nudelmahlzeit.
Taufe von Greta, Clara und Stella 23./24. Oktober 2010

Engelbesuch

Die Engel warten schon. Aber noch sind wir alle nicht bereit.
Benni liegt lang an Stephans Seite und begleitet schnurrend und wärmend seinen schweren Weg hinüber in das Neue, Andere - ohne uns.
Seit gestern Morphin. Seit heute Midazolam und Morphin.
Es geht jetzt alles zu schnell, obwohl die letzten Wochen das Ende ankündigten.
Atmen
Sein
Hände wärmen
nicht mehr gegenan stemmen
schwach und müde
zulassen
Gedanken schweifen
Das Zuhausesein ist schön, ruhig und begleitet - Danke, liebes, tolles Palliativ-Team, danke, liebe Frau Dr. Keymer
Die Mädchen scheuen den Schrecken und den Abschied
Sie werden sich nehmen, was sie brauchen
All ihr Lieben, da draußen...Denkt an Stephan, zündet ihm ein Kerzchen an
Umarmung euch allen und Stille für heute

Dienstag, 5. März 2013

Die März-Aufgabe



Nun scheint tatsächlich nach den langen, grauen Monaten mal länger die Sonne...die Vögel singen morgens im Hof und im noch braunen Auenwald, wo einige Leute schon sträflicherweise Bärlauch ausbuddeln (gruslig für die Pferde, wenn plötzlich Menschen auf dem Waldboden herumhocken).
Wir haben so lange darauf gewartet, aber da liegt dann Stephan schön mummelig gelagert in seinem Bett und atmet mittlerweile auch mal unruhiger. Und es sind die Tage, in denen Greta fröhlich im Hof rumgesprungen wäre. Und da ist sie dann, die Faust in der Magengrube, die ich schon so gut kenne. Wie schaffen es Gedanken, in den Magen zu kommen oder noch weiter runter??
Meine Aufgabe für diese ersten schönen Tage ist aber erstmal eine positive:
Ich schreibe über Bad Oexen.
Das Einzige, was in Oexen für mich schlimm war, war das „Klangbad“, weil ich da drin (drauf?) lag, als ich wusste, dass wir mit irgendeinem neuen “Scheiß” wieder nach Hause fahren…ich hatte Angst vor dem Tod meines Kindes, stellte mir vor, wie ich selbst im Sarg liege...und da war das Klangbad eben ausnahmsweise nicht schön, sondern bedrohlich.
Ansonsten liebe ich Bad Oexen!!!
Ich würde sofort dahin ziehen, dort arbeiten wollen – wenn meine Mädels nicht solche Ost-Stadtpflanzen geworden wären (ich eigentlich auch). Außerdem bin ich noch keine fertige Therapeutin... - und alles ist noch viel zu nah dran...
Ich oder Stephan wollten hier keinesfalls den Eindruck erwecken, dass wir es dort nicht schön hatten – im Gegenteil...!! Wir alle haben es geliebt...und Clara fragte mich neulich auch, ob wir nicht nochmal nach Oexen fahren könnten.
Ehrlich gesagt hätte ich Angst davor, an einen Ort zu fahren, wo Greta so superglücklich war wie sonst nur in Kiel, auf dem Ponyhof Kötschlitz, mit ihrem Patenonkel Jonas, auf dem Schlitten in Saalfelden, bei den Delfinen in Nürnberg oder in der „Grünauer Welle“, wo sie vor dem Einbau ihres ungefähr sechsten Broviac-Katheters gefühlte 1000mal von der Rutsche gerutscht ist...
Also, das würde vielleicht in die Kategorie "Konfrontationstherapie" oder "Gefühle zulassen" fallen.
Aber im Ernst: möchte mit ich mit euch allen (Ulla, Michael, Markus, Konstantin, Doro...) eigentlich mal ganz viel Weinen und ganz viele (auch so schöne!!) Erinnerungen teilen...Aber wie gesagt, ich weiß nicht, ob wir eine Trauer-Kur machen dürften...und ob ich das packe, weiß ich auch nicht...
Der Gedanke fühlt sich allerdings gerade ganz gut an, wer weiß?! Ganz viele tolle Menschen, die uns begleiten, habe ich in Oexen kennen gelernt und darüber bin ich rasend froh! Genauso darüber, dass wir im Juli 2012 eine chaotisch schöne Woche dort verbringen, uns irgendwie „verabschieden“ und einige liebe Menschen wiedertreffen oder kennen lernen konnten...

Die Sonne scheint und eigentlich sollte man offener und fröhlicher werden, aber da liegt Stephan im Bett und rührt sich nicht, und ich merke, wie ich leerer und ausgelaugter werde und alles furchtbar anstrengend ist.
Denken, Reden...ich habe eine Blase im Kopf, die hin- und herblubbert, und ich versuche, mich zu konzentrieren.
Ich wünsche mir manchmal Gespräche mit bestimmten Menschen, denen das aber, glaube ich inzwischen, zu nah und zu schwer ist...und bin gerührt von Menschen, die uns ganz nah kommen und ganz viel geben, weil sie das Bedürfnis und den Mut dazu haben, diese merkwürdige Stimmung hier auszuhalten. Auch zu wissen, dass Viele uns "auffangen" werden...ist so tröstlich und hilft mir, den Mädchen gegenüber sowas wie Zuversicht auszustrahlen. Dass wir auch „abstoßen“ mit unserem Drama ist mir bewusst und Jedem, der sich schützen möchte, sei das gegönnt und „erlaubt“...

Im Blog von Herrndorf ist ein Foto von ihm auf Schlittschuhen – immerhin kann er noch stehen und sowas machen...! Trotzdem hat es mich auch wieder sehr gerührt; keine Ahnung, was es mit dieser Ähnlichkeit auf sich hat.

Am Samstag konnten wir einen langen Waldspaziergang mit Rooney Ronaldo Lopez de Vega und Ben Kingsley machen – Clara hatte ihre Freundin Vicky dabei, die auch hier übernachtet hat. Vicky hat sich Rooney gleich „unter den Arm geklemmt“ und ist lachend und völlig angstfrei mit uns über die inzwischen schneefreien Waldwege getrabt...!
Das kann ein wenig die Schwere wegpusten und mich im Hier und Jetzt sein lassen (wie es besonders Greta auch so gut konnte...) Kinder sind einfach manchmal doch Kinder...und das ist gut so. Clara hat sich heute morgen hüpfend und springend über ihre Bravo79-CD gefreut, liebste Sabine (und ich freu mich schon auf`s Hören vom Django-Soundtrack und der Micha-CD im Auto...!!)

Dieses schnellere Atmen macht mich wahnsinnig. Keiner kann einem sagen, wieviel Zeit Stephan noch bleibt in diesem schwachen, verwirrten, dünnen Körper – auch er wird ein Vogel mit schnellen oder stolzen Schwingen sein.
Stoisch von Tag zu Tag weiterleben.

30.07.2012, Tagebuch
„Wie es sich anfühlt, wenn du auf meinem Bauch liegst...dann herunterhüpfst, um Tischtennis zu spielen...möchte ich als Gefühl in Erinnerung behalten – Alles tun, um die Situation für alle erträglich zu machen, vesuchen, da zu sein.
Ich kann mir – zum Glück – die Leere ohne euch nicht vorstellen.“












Der schöne, heiße Sommer 2010 in Bad Oexen...(auf dem letzten Bild wird ein Gewitter bestaunt)...!