Freitag, 15. März 2013

Rotkehlchen füttern


Die Trauerfeier und Urnenbeisetzung von Stephan und Greta findet am 22. März 2013, 14 Uhr auf dem Lindenauer Friedhof statt (Merseburger Straße...es gibt aber mehrere Möglichkeiten, auch direkt an der Kapelle reinzugehen...). Es wäre wahnsinnig schön, wenn ihr alle kommen könnt, wir die beiden Schätze gut auf ihrem Platz unterbringen, uns ausweinen... und anschließend noch ausgiebig im "Kanal 28" über Stephan, Greta und die gemeinsam verbrachten Jahre palavern können...
Bitte, bitte keine Kränze...Säcke mit Pferdeleckerli, Malschulgutscheine, Yogakurse, Anmeldungen für Reitstunden bei mir, Jobangebote, Tulpen, Osterglocken, Schneeglöckchen, Bellis... - alles gern gesehen, aber bitte kein "Trauerzeugs"...! Ich hatte das ja schon häufiger erwähnt, aber da es Nachfragen gab...

Ganz viele praktische und gefühlsmäßige Dinge sind zu entscheiden, die einen vom eigentlichen Anlass irgendwie ein wenig ablenken - das ist vielleicht auch der Sinn des Ganzen. Rituale haben allerdings etwas für sich, das habe ich inzwischen kapiert.
Es ist wieder so kalt, dass man glauben könnte, es wäre November und nicht MÄRZ - aber wenigstens ein riesiger Sonnenball am Abendhimmel, der am MDR-Turm skurrile rote Streifen verursacht hat.
Von Rückmarsdorf aus kann man sozusagen von oben auf die Leipziger Downtown-Silhouette schauen. Ich hoffe, wir stehen am Freitag nicht mehr im Schnee. Man sollte noch etwas Vogelfutter bereithalten.

Stella ist mit einer Freundin auf der Buchmesse, ich fahre vielleicht morgen - nach dem Betüddeln der wertvollen Fellnasen. Und besuche die lieben "Kletten"! Und Uli bei BOD und Jo bei Dumont...?!?
Den Klett-Verlag habe ich nochmal ganz neu schätzen gelernt, weil dort soviele liebe Menschen arbeiten...Danke euch allen für eure Worte über Stephan, für eure Freundschaft zu ihm und das Zu-ihm- Halten auch in schwierigen Phasen.
Ulrich Woelk hat seine beiden Tb-Bände aus unserem Haushalt signiert und war ganz gerührt von der Erst- oder Zweitausgabe von "Freigang", die Stephan 1990 von Thomas geschenkt bekommen hatte. Stella meinte vor der Lesung sehr geschäftstüchtig, ich sollte die Bücher ruhig mitnehmen, da sie doch an Wert gewinnen würden mit Originalsignatur (ich wollte Gewicht in der Tasche sparen...). Wo sie Recht hat...
Der letzte Blogtitel war natürlich geklaut, bzw. angelehnt an Barbara Pachl-Eberhardts Buchtitel "Vierminusdrei". Ich bekomme es von Sabine (;-)) und bin sehr gespannt darauf zu lesen, wie man so einen schockartigen "Entzug" durch einen furchtbaren Unfall verarbeiten kann. Auch der anthroposophisch gelehrte und geisteswissenschaftlich orientierte Arzt Lothar Hollerbach beschreibt in seinem Buch "Es gibt keinen Tod, warum wir unsterblich sind" wie er den Unfalltod zweier seiner Töchter und den Krebstod seiner zweiten Ehefrau "positiv" verarbeitet hat - ich verstehe nicht alles und habe es auch noch nicht durch, aber es sind gute Gedanken und viel "verloren gegangenes Wissen" enthalten...
Dass soviel Wissen mit Stephan nun auch einfach "weg" ist, finde ich auch schwer zu ertragen. Aber da macht die Biologie in ihren Missgriffen ja irgendwie keine Unterschiede. 
Das ist jetzt alles ganz schön viel und Müdigkeit macht sich breit.
Es könnte immernoch eine Geschäftsreise sein, wenn ich es nicht besser wüsste.

 September 2011, kurz nach der Schädeldecken-OP
 September 2011, Greta auf der Kik4 nach der Kmt, Sepsis und langer ITS-Zeit... und Stephan noch mit OP-Pflaster unter der Haube...
 Legendär: Gretas geliebte Feile...und ich glaube, der erste Tag wieder mit T-Shirt--

3 Kommentare:

Ralf hat gesagt…

Guten Tag, oder?, die Sonne lacht, nun heißt es sich wieder Neuorientieren, es ist immer schade, wenn etwas verloren geht- ohne Ankündigung, dann sieht man zu, weil so Ahnungslos- was mache ich dagegen.
Ich selber habe mich mit David Servan-Schreiber über Wasser gehalten.Der Feind in meinem Kopf- bei mir in meinem Hals.
Ich hatte Glück und das wünsche ich immer wieder den Anderen, die ich sehe , wenn ich in die MKG (Mund-Kiefer-Gesichtschirugie- Tumornachsorge)- gehe in die Liebig Straße UNI-Klinik, jene Patienten sind mir unbekannt, aber ich habe anderes gesehen - im Februar 2012, ich weiß davon.
Kraft wünsche ich Ihnen ganz viel, am 22.3.2013 - ein Trost hätte ich-die Tage werden schöner, für mich selber im Februar 2012 die Hoffnung, wo ich Angst hatte, geweint habe- keiner war da, ich weiß, was das alles (Diagnose - Prozedere) mit einem Macht - ich stand vor dem Nichts.

Absender: Ralf.Piepenburg@arcor.de

Roswitha hat gesagt…

Ich denke nicht, dass wir einfach schlafen gehen und das war´s.
Ich schätze, wir reisen, gehen woanders hin.
Wenn wir sterben, wird es mehr oder weniger genauso sein.
Wir werden hier sein, aber auch woanders.

Youssef Nabil

Das habe ich kürzlich auf einem befreundeten Blog gelesen und möchte es nun auch hier lassen.
Es tat mir gut, in einer Zeit, wo hier die Rede von vielen Todesfällen und schweren Krankheiten ist.
Alles Gute.

Anonym hat gesagt…

Mein tief empfundenes Beileid zum Tod von Ihrem Mann und Eurem Vater. Durch die Todesanzeige in der LVZ bin ich heute auf Ihr Schicksal aufmerksam geworden, habe Ihren Blog gefunden und bin tief beeindruckt von der Liebe und Stärke Ihrer Familie. Ich wünsche Ihnen die Kraft und die Geduld, das Leben in seiner jetzigen Konstellation annehmen zu können.