Sonntag, 29. Juli 2012

Geht es weiter?


Der Blog hätte eigentlich jetzt auslaufen sollen, nachdem wir ordnungsgemäß ein drittes Mal in Bad Oexen gelandet sind. Die Geschichte ist aber noch nicht zuende. Gretas Blutbild ist erneut schwer abgesackt. Ihr Rückenmark muss punktiert werden. Nur dort könnte man zuverlässig leukämieverdächtige Zellen finden. Zwischen Leipzig und Bad Oexen laufen die Telefone heiß. Es kann gut sein, dass wir in der nächsten Woche zurückfahren müssen und die Kur damit beendet ist.


Wir genießen trotzdem die Tage in dem freundlichen und geselligen Kurort. Auch Vetter Roland ist dabei, der mich gestern dankenswerterweise mit dem Auto hierhergefahren hat. Ich dümpele immer noch überwiegend mit Kopfschmerzen im Bett herum. Das Wettrennen zwischen Gretas und meinem Überleben ist in eine neue Phase getreten, was nicht erfreulich ist. Kinder dürfen nicht vor ihren Eltern sterben.

Im Moment ist die Familie bei den Extern-Steinen, die ich aus alten Zeiten von Bad Rothenfelde kenne. Für mich ist das ja schon von früher her ein bisschen Heimatregion. Das tut gut und hält den Optimismus am Leben.



Sonntag, 22. Juli 2012

Fünf-Sterne-Hotel

Greta hatte am Dienstag ein ganz schlechtes Blutbild, musste Mittwoch zu Transfusion und näherer Beobachtung in die Klinik. Die Kur so sehr in der Nähe, nach schlechten Erfahrungen, hatte Steffi damit ganz böse Phantasien. Aber der Alarm ist vorbei. Es lag wohl doch nur an einem kleinen Infekt ein paar Tage zuvor. Nun kommt erst mal nichts mehr, Greta bleibt gesund und wird ab übermorgen in Bad Oexen fit gemacht. Wann ich hinterherfahren darf, wissen wir noch nicht. Ich habe die OP ganz gut überstanden und mache nun Nacherholung im Fünfsternehotel Liebigstraße. Vielen Dank für alle eure guten Wünsche und Daumendrücker. Das hat alles geholfen, und ich freue mich jetzt schon auf Weihnachten und das nächste Frühjahr. Zum großen Teil mit euch, hoffe ich doch. Ich habe die Woche wieder einmal mit Greta „Vier Fäuste für ein Halleluja“ angeschaut. Es ist und bleibt der beste Film der vergangenen fünf Jahre. Mittwoch war ich noch einmal in der Küche kreativ. Ich mischte eigenes Leipziger Allerlei. Ist das schlau, wenn man davon beim Aldi ein Kistchen fertig für 45 Cent kaufen kann? Es kann nicht immer nur ums Geld gehen. Allerdings habe ich an diesem Tag auch den Nachweis von der BFA bekommen, dass mein Rentenanspruch bei vollständiger Arbeitsunfähigkeit nun doch endlich die 1000 Euro überschritten hat. Da geht man doch gleich schon viel fröhlicher in die Kopf-OP. Der Bau des Einkaufszentrums an der Jahnallee schreitet voran. Vor fünf Monaten fanden sie hinter dem Filmdosen-Aluminium ein klassizistisches Fassadenteil, das sofort die Denkmalschützer auf den Plan rief. Der Bauherr war großzügig und sagte, ok, restauriert das Ding und integriert es irgendwie. Die Restauration ist passiert, aber das Teil ist weg. Wahrscheinlich hat man sich lediglich darauf geeinigt, dieses Stück zu „erhalten“, aber nun ist es wieder hinter moderner Fassade verschwunden. Na ja, es sind ja oft die verborgenen Dinge im Leben, die zählen.

Sonntag, 15. Juli 2012

Endspurt

Clara kam vorgestern von der Schul-Abschlussfahrt zurück, völlig übermüdet und halb krank, wie es sich gehört. Die Stimmung war zuhause erst nicht so gut. Steffi fuhr dann mit ihr sofort zum Arzt, wo ihr etwas vorzeitig der Gips abgenommen wurde. Soweit alles in Ordnung. Wir haben diesmal das Funkenburgfest verpasst. Zuvor wurde ich von einer Kollegin aus einem fernen Stadtteil gefragt, ob das FBF ein guter Programmpunkt für eine Familie am Samstag sei. Was soll man sagen? Die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Leute einen langweiligen Nachmittag verbringen? Man muss schon mittendrin wohnen und die eigenen Bälger auf irgendeiner Bühne am Start haben. Wir haben stattdessen ein wunderschönes Familienfeier-Wochenende in Borkheide in der Streusandbüchse verbracht. Die Datsche war erstaunlich wetterfest gemacht. Nun ist die Familie glücklich und müde und ruht sich aus für den Endspurt des Schuljahrs. Stella wird übermorgen bei mir im Büro hospitieren. Ich bin gestern erstmalig drauf gekommen, dass die Feuerbachstraße von Linden gesäumt ist. Kein Wunder, dass ich mich hier sehr zuhause fühle. Meine Klinik-Aufnahme verzögert sich um einen Tag, die OP soll nun am Freitag, dem 20.07. stattfinden. Danke für die vielen guten Wünsche. Die Laune ist gut, wahrscheinlich werde ich es ja doch noch einmal leidlich überstehen.

Sonntag, 8. Juli 2012

Ratatouille

Der Sommer ist zünftig. Das Leben wird immer mediterraner. Zum Glück gehören wir zu den wenigen Sachsen, die noch nicht vom Blitz getroffen worden sind. Wir können trotzdem die Sommerabende mit Freunden im Hof genießen. Ich koche mediterran, was die Kinder nicht so gut finden. „Heute gibt es Chili con Carne“. Clara: „Igitt, das mag ich überhaupt gar nicht!“. „Clara, was ist eigentlich Chili con Carne?“. Schweigen … Ratatouille ist auch nicht besser. Die Chance auf Akzeptanz wird höher, wenn man von „Tomatensauce“ spricht und zur Sicherheit Nudeln dazu kocht. Das Hackfleisch und der Knoblauch stören die Kinder eigentlich gar nicht. Die Katzen wissen, was sie an mir haben. Heute früh fand ich eine große Ratte unter meinem Stuhl, mit richtig großen Zähnen! Greta war jetzt mehrmals schnuppern in der Grundschule „Auguste“ in Reudnitz. Sie war so begeistert, dass sie kaum wieder nachhause wollte, und bekennt sich jetzt endgültig zu ihrer anstehenden neuen Lebensphase. Die Auguste ist eine „Ersatzschule“ und kostet Geld. Das EvaSchulZe kostet auch Geld. Außerdem gehen unsere drei Töchter ab September in drei verschiedene Schulen, von denen nur Stella ihre zuverlässig alleine erreichen kann. Ich bin nicht sicher, dass das wirklich schlau eingerichtet ist, aber mich wird es ja nicht mehr lange betreffen. Ich bleibe noch eine Weile für die Schulbücher zuständig. Wahrscheinlich komme ich am 19.07. unters Messer. Das ist ein guter Termin, da ich dann bei gutem Verlauf der Familie nach wenigen Tagen in die Kur folgen kann, die am 23.07. anfängt. Morgen geht Clara erst einmal – mit Gipsarm – auf Abschlussfahrt bis Freitag. Die ganze Schule fährt nach Grünheide. Für diesen alljährlichen Kraftakt hat das Lehrpersonal wirklich einen Orden verdient.

Sonntag, 1. Juli 2012

Fußball-Ferien

Das Halbjahr ist herum, nein, Ihr braucht mir nicht zu gratulieren. Der Sommer hat uns voll im Griff. Die Katzen setzen sich nur noch zum Fressen in Bewegung, Benni lag heute den halben Tag im Altpapier-Karton. Die Erwachsenen halten es am besten auf der Veranda im Lehnstuhl aus. Wenn es zu staubig wird, gehst du in den Saloon. Die dicken Schmeißfliegen musst du ab und zu mal mit dem Colt vertreiben. Der Pferde-Betrieb läuft allerdings weiter, dafür sorgen Steffi und Clara. Die Verletzungsgefahr dort ist jetzt gering, weil auch diese Tiere gerade keine Lust haben, sich schnell zu bewegen. Papa hat vorgestern mit einem Freund mal wieder einen Stadtbummel gemacht. Das ist wichtig, damit man sich die Schönheiten seiner Umgebung bewusst hält. Die Akanthusblüten in der Nikolaikirche hatte ich schon wieder ganz vergessen. Und die Überraschung: Wenn du unter der Woche um halb zwölf zu Auerbachs Keller kommst, kannst du dort einfach einen Platz nehmen und üppigen Mittagstisch halten. Dabei dachte ich fünf Jahre lang, man müsse 176 Stunden in der Woche Monate lang im Voraus reservieren. Erinnert mich daran, wenn ihr das nächste Mal zu Besuch kommt! Das Essen dort ist sehr in Ordnung. Der einzige Nachteil ist, dass ich an diesem Wahrzeichen der Stadt immer wieder vorbeilaufe, weil es sich ähnlich unaufdringlich benimmt wie das Goldene Dachl oder die Meerjungfrau von Kopenhagen. Aber man kann ja Leute fragen, und Schilder gibt es auch. Und mancher von euch hat ja ein Handy-Navi dabei.