Montag, 26. September 2011

Was nützt das schöne Wetter?

Greta ist immer noch nicht sehr munter, spielt aber Maumau und ähnliches. Der Vati ist auch wieder in der Klinik, weil sein operierter Schädeldeckel sich entzündet hatte. Der ist jetzt entfernt worden, und Papa hat nun endgültig einen Dachschaden.
Eigentlich geht's ihm ganz gut im Krankenhaus, vollversorgt und ohne Pflichten. Zuhause kümmert sich zum Glück Heidi um alles Wichtige.
Janni ist wieder da. Steffi bekam die Nachricht, die Katze befinde sich mit halbkuriertem Beckenbruch im Tierheim. Nun ist sie wieder in der Feuerbachstraße. Stella und Clara wachen darüber, dass Janni, die noch nicht wieder springen darf, das Gehege nicht verlässt, das die zwei ihr im großen Kinderzimmer gebaut haben. Benni steht den Ereignissen ganz indifferent gegenüber.

Sonntag, 18. September 2011

Bald ist Weihnachten

Greta hatte zwischendurch schon 3,7 ppm Leukos, sie ist gut ansprechbar, hat eine gesunde Hautfarbe und übt, auf der Bettkante zu sitzen. Wir sind alle froh, wieder in der KiK 4 zu sein. In Gretas Zimmer steht ein wunderbar bequemer Besucherstuhl, der alle Vorzüge des Fernsehsessels bietet, ein echter Fortschritt.
Wir haben gestern Fluch der Karibik 4 angeschaut. Ich war überrascht, ehrlich. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Zwei sehr kurzweilige Stunden. Und am Ende der übelste Macho-Spruch, den ich je gehört habe und den ich an dieser Stelle natürlich nicht weiter verbreite.
Die Großen hatten ein tierisches Wochenende. Samstag im Wildpark, von dessen Existenz ich noch gar nichts wusste. Heute waren wir im Zoo, bei Heidi, der Mona Lisa von Leipzig, und im Gondwanaland. Das haben sie gut hingekriegt, fast so gut wie in Hannover. Tiere sind zwar noch nicht viele da, das Vogelgezwitscher kommt aus Lautsprechern, und die ganze Anlange sieht etwas zu neu aus, aber das gibt sich mit der Zeit. Wer die Schwüle im Tropenhaus leid ist, der geht in den wohltemperierten Shop oder ins kühle Restaurant. Das ist schon schlau gemacht.
Es war gar kein so schlechter Sommer, jedenfalls besser als sein Ruf. Die Pflaumen waren gut, Tomaten geradezu sensationell. Fortuna hat einen hervorragenden Saisonstart hingelegt, auch die Roten Bullen lassen hoffen. Nun sind die Tage schon ganz schön kurz geworden. Dafür gibt’s beim Aldi endlich wieder die gute Marzipan-Stolle.

Mittwoch, 14. September 2011

Fast wie zuhause

Greta hatte gestern plötzlich 1,0 ppm Leukozyten. Obwohl diese Frischlinge im fremden Körper noch vieles lernen müssen, ist nun doch schon ein gewisser Immunschutz vorhanden. Auch das Fieber ging heute erstmalig seit Wochen ganz herunter. Die Lunge ist soweit ok, die Leber ist allerdings vergrößert und sendet Gelbmacher aus.
Jedenfalls wurde Greta vorhin in die KiK 4 zurückverlegt, ihre Heimatstation. Auch dort gibt es Fast-Steril-Zimmer mit Schleusenraum. Greta freute sich sehr, bestellte ein Glas Milch und trank es auf euer Wohl.

Sonntag, 11. September 2011

Hauptsache Schulfest

Greta hat jetzt Blutgruppe B, die dritte in ihrem Leben. Möge sie ihr Glück bringen. Aus Gründen, die ich nicht verstehe, ist dieser Blutgruppenwechsel relativ unproblematisch, die Gruppe gar kein Kriterium für die Spenderauswahl gewesen. Greta hatte die letzten Tage um die 0,5 ppm Leukos, damit sind die Ärzte ganz zufrieden. Ab 1,0 könnte man darüber nachdenken, sie zum Beispiel mit Mundschutz auf dem Gang Fußball spielen zu lassen. Aber im Moment ist sie dazu noch viel zu schlapp, bekommt kaum die Hand unter der Decke hervor. Sie hat immer noch mittleres Fieber und einen wieder gestiegenen Entzündungswert. Einen längerfristigen Schatten auf der Lunge haben die Ärzte noch nicht als beginnende Lungenentzündung bezeichnet, ein Pleura-Erguss wurde schon punktiert. Gut geht es Greta nicht. Sie kann nicht spielen, nicht essen, redet mehr, aber etwas undeutlich. Das kann auch an meinem Gehör liegen. Zumindest habe ich aktuell den Eindruck, dass Greta nicht schlechter hört als ich. Vielleicht haben die vielen Medikamente ja auch mal unerwartet positive Nebenwirkung.
Kulturell ging es hoch her am Wochenende. Greta hat „Rapunzel – neu verfönt“ bekommen. Im Rahmen des Genres ein gelungenes Stück, spritzig und schnulzig. Den vorletzten Barbie-Feen-Film habe ich sofort komplett vergessen, das geht mir immer so mit diesen Dingern. Dann, endlich, Herr der Ringe, Teil drei, vollständig! Für Greta ist das genau die richtige Kost. Sie liebt Gewalt, und ich finde das sehr verständlich, wenn man so lange so gründlich den Umständen körperlich ausgeliefert ist. Aber das Hauptproblem am klinikalen Filmgenuss ist immer, dass man selten etwas zuende bekommt, weil Greta ihre Ruhe haben, plötzlich etwas anderes sehen will, oder weil die Ablöse da ist. Und nun gleich 192 Minuten, fast am Stück. Was soll ich euch sagen? Ich bin durch mit dem Herrn der Ringe. Nun ist die 10-Zoll-Leinwand vielleicht unvorteilhaft. Aber es bleibt doch ein riesiger Haufen Spektakel und Kitsch. Und es sieht so aus, als wäre die Hälfte von Harry Potter geklaut. Jedenfalls sind dort die Dementoren, der Junge auf Mission, der weise alte Mann, Wasserleichen, Golum / Hauselfen, kämpfende Spinnen, kämpfende Bäume usw. viel besser gelungen. Wieso hat Frodo eigentlich keinen Zauberstab? Harry Potter geht sogar auf 10 Zoll.
In Sachsen gehen gerade Unwetter nieder, richtige Sommergewitter mit Sturm und Hagel. Vorgestern wäre dies fatal gewesen, weil da das Lessing-Schulfest stattgefunden hat. Vollhageln lassen hätten sich die Bauchtänzerinnen dann doch nicht. Der Krankenhausalltag ist vergleichsweise wetterneutral.

Sonntag, 4. September 2011

Steinige Wege



Die Berge sind wunderbar in diesem gnädigen Spätsommer. Murmeltiere pfeifen ihre Lieder, Steinböcke und Gämsen kennen keine Scheu, blaue Beeren ranken sich süß dem Wanderer entgegen. Schade, dass ich zuhause sitze, weil die Ärzte mir am geplanten Reisetag den Urlaub verweigert haben wegen eines schlechten Leberwertes, der nächste Woche genauer verfolgt werden muss, damit die Chemotherapie weitergehen kann.
Bei Greta mehren sich zwar die Anzeichen dafür, dass das neue Knochenmark arbeitet (heute 0,2 ppm Leukos), aber Erleichterung macht sich gerade nicht breit. Da das Kind seit Tagen fast nichts im Magen behält, gibt es medikamentöse Defizite, die die Ärzte gestern am späten Abend auf die spontane Idee gebracht haben, ihr eine Magensonde durch die Nase zu legen. Das Trauma von Jena, und Mama nicht dabei! Der Versuch schlug dann auch noch fehl, Greta musste die letzten beiden Tränke doch schlucken, behielt sie zum Glück bei sich. Ihre Moral hat gestern mit Sicherheit gelitten, und im Auge hat sie nun einen roten Fleck, weil vor Wut eine Ader geplatzt ist. Steffi war stocksauer, als sie sich das alles anhören musste, und ich nur froh, heute nicht zu Greta gehen zu müssen. Tante Susanne macht den Job sicher besser als ich.
Janni ist seit einer Woche weg. Ein Nachbar will sie bettelnd vorm Konsum gesehen haben. Vielleicht gab es ein Beziehungsproblem mit Benni? Janni hat nun ihre Adoleszenz hinter sich und will sich wahrscheinlich weiterentwickeln. Man steckt nicht drin in den Viechern.

Donnerstag, 1. September 2011

Schon neues Blut?

Greta liegt auf der ITS und leidet, kotzt und zittert. Montag hatte sie bis zu 40.5 Grad Fieber, es gibt immer noch einen Entzündungsherd oder mehrere. Am Mittwoch zeigten sich rote Pünktchen auf einigen Hautstellen. Das kann alles Mögliche bedeuten, unter anderem eine GvH-Reaktion auf das neue Blut, das sich jetzt bald – Tag 16 – einmischen wird. 0,1 ppm Leukozyten werden bereits gezählt, aber das ist noch statistische Grauzone. Die Ärzte geben sich ganz zufrieden. Vorhin waren zwei Chefs bei ihr und fragten etwas unbeholfen nach ihren „Hobbys“. Greta hatte keine Hörgeräte drin und fing an, ausführlich vom Herrn der Ringe zu erzählen.
Wenn ich Greta betreue, bin ich meistens ungnädig und ungeduldig. Es findet keine richtige Kommunikation statt und zum Spielen ist das Kind zu schwach. Die dritte Staffel von „H2O – plötzlich Meerjungfrau“ ist miserabel. Lewis und Emma haben gut daran getan, sich rechtzeitig neu zu orientieren.
Ich fahre morgen für eine Woche in die Berge und überlasse die Familie mit mäßig schlechtem Gewissen ihrem Schicksal. Susanne und Anna aus Bamberg sind heute gekommen. Damit ist der Haushalt gerettet, und die Kinder haben Spaß miteinander.