Dienstag, 8. Dezember 2015

Der Stein ist auch bei Regen schön

Danke, dass ihr alle uns weiter mittragt oder sonstwie da seid...das Gartenpferdchen-Projekt unterstützt...oder den Grabstein mitgesponsert habt...wir sehen uns hoffentlich im März;-)



Euch allen gesegnete, fried- und liebevolle Weihnachten 2015.
Möge 2016 ein gutes, ein starkes Jahr werden mit liebevollen Armen, Händen und Augen, mit hörenden Ohren und guten Gedanken, sichtbaren Taten und tief genossenen, hellen Tagen.

Paris

Das Wochenende stand unter dem Schock durch die Anschläge der IS-Wahnsinnigen in Paris. Wir hatten den dritten und letzten Workshop in therapeutischem Basiswissen und Gesprächsführung im Harz und waren Samstagfrüh auf der Fahrt und in der ersten Gesprächsrunde noch völlig paralysiert von den Nachrichten.
Wie können Menschen so irre sein, dass sie glauben, durch solche Taten irgendetwas in der Welt zu verbessern, bzw. wie kann es das ausgesprochene Ziel sein, Angst und Schrecken zu verbreiten?!? Der komplexe Wahnsinn der Systeme und Denkmuster fordert einen schon ganz schön heraus. Und es geht immer weiter...
Heute Nachmittag nach Ende der Fortbildung mit Übungen aus dem Zürcher Ressourchen Modell und Motto-Karten im Gepäck - im Novemberregen und Sturm nach Hause gerauscht... - schäme ich mich fast für meinen Rückzug in Badewanne und Bett, aber ich war so unendlich müde. Ich wünsche allen, die da oben mit Stephan und Greta und vielen anderen jetzt Skat spielen, fliegen, Achterbahn fahren und mit Meerjungfrauen schwimmen...dass sie den ruckartigen Wechsel in die andere Welt irgendwie verkraften...von den Hiergebliebenen mal ganz abgesehen. Man ist so gelähmt, das ist ein widerliches Gefühl.
Da fühlt sich das Demonstrieren gegen rechte Angsthetzer jeden Montag (was ich nicht immer schaffe), besser an...aber auch das irgendwie frustrierend (man benutzt so doofe ähnliche Mittel...am besten sind die Musikbands und Trommler, die bringen fröhliche, "andere" Stimmung, als wenn nur stupide Sprüche gebrüllt werden, um das Dummgequassel zu übertönen...).
Unserem Garten-Bullerbü geht es gut. Bald sollen vorne die Bäume gestutzt und der Zaun heile gemacht werden (vor Silvester wäre es eh ganz schön, wenn wir einen heilen, schönen Zaun hätten...!!), dann wird auch der Wasseranschluss gebuddelt und sowas. Die Pferde haben sich ganz gut eingewöhnt im Paddock Paradise 1.0, nur alleine ins Gelände gehen ist noch sehr aufregend. Mit der Zeit werden sie sich auch daran gewöhnen und wissen, dass alle immer gesund und munter wieder zur Herde zurückkommen.
Die inneren Prozesse werden immer mehr nach drei Jahren "ohne"...es ist nicht so, dass man stehenbleiben und verharren kann im Schmerz und der Lähmung. Die eigene Unwichtigkeit und Bedeutungslosigkeit nach sechs Jahren Krebstherapien und Sterbebegleitung kann nicht aufrechterhalten werden, was vielleicht ganz "bequem" wäre. Man fühlt weniger und kein Schmerz kann einen erreichen, da man eh kaum vorhanden ist.
Ziehe ich also nach drei Jahren langsam wieder "bei mir" ein? Fühle ich wieder?
Vieles, was mich nicht berühren will, schiebe ich tatsächlich leichter weg und brauche es nicht - es ist unwichtig, kindisch, unbrauchbar...meine Bedürftigkeit kann ich anerkennen, mir zugestehen und sie sehen...aber ich kann auch ziemlich gut mit mir und den Mädchen, bei der Arbeit und in der Konzentration sein, und warten, wer und was mich noch berühren kann, außer diese furchtbaren Nachrichten aus allen Teilen der Welt.