Sonntag, 25. April 2010

Zweite Liga

Nach dem Unentschieden in Bielefeld ist der Aufstieg für Fortuna so gut wie vertan, was angesichts der Ressourcen und Kapazitäten gar nicht weiter schlimm ist.
In Düsseldorf wurde trotzdem ein rauschendes Fest begangen, nämlich der 90. Geburtstag von Opa Jo. 90 Jahre, das muss man erst mal schaffen.
Clara ist grippig und mag morgen nicht in die Schule. Steffi musste lange warten, bis ich aus Düsseldorf zurückkam und sie endlich zum Pferd durfte.
Der Vati ist etwas gerädert von den Zeitläuften und von den 2000 Bahnkilometern dieser Woche. Nur von Greta gibt es eigentlich nichts zu erzählen.

Sonntag, 18. April 2010

Lebenserwartungen

Dem Vetter in der Klinik geht es besser, danke der zahlreichen Nachfragen! Roland und ich nutzen das schöne Wetter für tusculanische Spaziergänge im Klinikgarten. Wir sind zuhause auch gefragt worden, was denn das Mal zu bedeuten habe, das Greta am 11. April auf der Stirn trug. Das ist lediglich ein Triceratops, ein Aufkleber von bemerkenswerter Dauerhaftung. Viele Freunde haben uns aber gar nicht erst erreicht, denn unsere Konnektivität ist mal wieder schlecht. Die Telekom-Tante hat erneut die Regie über den Anrufbeantworter übernommen, und es gibt Beschwerden darüber, dass Gespräche „einfach weggedrückt“ worden wären. Nun mag es sein, dass gelegentlich ein Kind den falschen Knopf erwischt, aber sehr wahrscheinlich ist das nicht. Sind doch gerade die Kinder viel zu neugierig auf den Anrufer.
Greta hält die 16 Kilo, das hat sie seit dem vorgestrigen Ambulanz-Termin amtlich. Sie strotzt vor Energie und muss dringend in den Kindergarten. Das Herzmittel Lanitop ist abgesetzt worden. Pantozol für den Magen wird wohl auch nicht mehr lange benötigt, auch nicht das Lebermittel Ursofalk. Über Jahre hinaus wird sie L-Thyroxin oder ähnliches für die Schilddrüse nehmen müssen. Außerdem noch bis ins nächste Jahr den antibiotischen Schirm, der das neue Immunsystem unterstützt. Auf Immunsuppressiva kann schon lange verzichtet werden, weil die neuen Abwehrkräfte bemerkenswert gut mit Gretas Körper harmonieren. Manche Medikamente haben richtig schöne Namen – Ursofalk, dein starker Bärenbruder. Ich mochte immer Vincristin besonders gern. So hieß nämlich meine Sommerfreundin damals, 1968, als ich ein wonniges Auslandssemester in Uppsala verbrachte.
Gemessen an dem, was Greta in den letzten zweieinhalb Jahren verabreicht bekommen hat, lebt sie nun mit geradezu homöopathischen Dosierungen. Trotzdem hat sie so viel Gift in sich, als hätte sie zwanzig Jahre gekokst, gefixt und Kette geraucht. Das heißt, sie hat jetzt ungefähr eine Lebenserwartung wie Bill Burroughs oder Keith Richards. Was ja gar nicht so schlecht ist.
Am Montag ist die Ur-Omi aus St. Michaelisdonn gestorben. Sie hat zu ihrem 91. Geburtstag noch einmal alle Angehörigen um sich versammelt und ist einfach davongegangen. Was für ein Schlusspunkt.

Sonntag, 11. April 2010

Alles wird gut



Greta hat gestern erneut eine Geburtstagseinladung wahrgenommen. Die Freundinnen sammeln sich im Viertel, morgen geht die Schule wieder los. Das wird diesmal besonders hart, denn der Ferienrhythmus war ein ausgeprägter und durch die Zeitumstellung noch forciert. Schlafen bis zum Mittag, dann den Pyjama gleich anbehalten, Abhängen vor den PCs für Spielen oder Filmkonsum, zwischendurch mal ein Nutellabrot. Abends dann Party, wenn der Vater ins Bett will. Eines ist sicher, die Großen gehen morgen ausgeruht in die Schule.
Den Katzen geht es auch gut. Benni, Billy und mutmaßlich drei bis vier weitere Reviertiger liefern sich Grabenkämpfe in unserem Keller. Die letzte Nacht war voll des Geschreis, am Morgen fanden sich ausgerissene Fellstücke unterschiedlichster Färbung. Ich brauche dringend einen verschließbaren Schrank, um meine Klamotten zu schützen. Wie gut, dass der Großteil der Familie sich ganz sicher ist, mit Tieren leben zu wollen.
Es wurde eine weitere Mehrheitsentscheidung getroffen. Am 24.10. werden alle dann noch lebenden Schmal-Töchter in der Thomaskirche getauft. Definitiv. Sollte es Greta wieder schlecht gehen, kann sie die Gelegenheit nutzen, sich von der Großfamilie zu verabschieden. Im Moment sieht es allerdings eher nach einem fröhlichen Ereignis aus.
Statt nach München zu fahren, entschied sich unser Osterbesuch am Mittwoch dazu, sich mit Meningitis ins Krankenhaus zu begeben und dort auf das Abklingen der Kopfschmerzen zu warten. Die Schmal-Familie hat davon nur profitiert, denn auch Rolands Familie ist bis Samstag dageblieben. Vor allem der 13-jährige Pablo ist bereits eine ganz große Nummer bei den Mädels.
Das Klinikum St. Georg ist ein wirklich schönes, altes, großes Krankenhaus, mit vielen Bäumen auf dem Gelände, hohen Räumen, großen Fenstern, sehr viel Ruhe und Sachlichkeit ausstrahlend, ganz ohne diesen bunten Kram an den Wänden. Es ist sehr erholsam, mal nicht in eine Kinderklinik gehen zu müssen. Roland und ich nutzen die Gelegenheit und spielen Letra Mix, wie in alten Zeiten.

Montag, 5. April 2010

Osterfreude in Borkheide


Wir haben wieder einen schönen Großfamilien-Ostersonntag in der Brandenburger Streusandbüchse zugebracht, echtem Preußenland. Der Alte Dessauer kam auch vorbei, brachte Gose mit und erzählte spannende Anekdoten von Kesselsdorf.
Greta hatte phasenweise sehr schlechte Laune. Wir saßen kaum beim Mittagstisch, als sie brüllte: „Ich will jetzt nachhause fahren!“ und zum Auto stapfte. Später zerbrach ein Badminton-Schläger, der in ihrer Nähe gelegen hatte. Die Kleine ist vielleicht doch stärker desozialisiert, als wir das im Alltag wahrnehmen. Wir werden überhaupt immer mehr zu Paradiesvögeln. Das liegt nicht nur an der äußerlichen Normabweichung zweier Töchter. Es hätte auch niemanden mehr gewundert, glaube ich, wenn wir unser Auto als großes buntes Osterei verkleidet hätten.
Letztlich konnten sich alle Kinder austoben, waren am Ende des Tages völlig bedient. Stella und Clara sind tatsächlich urlaubsreif, was praktisch ist, denn sie haben nun Urlaub. Sie sitzen am liebsten vorm Film. Wenn ich ins Zimmer gehe und sie höflich anspreche, bekomme ich sehr schnell den höflichen Hinweis: „Papa, wenn du rausgehst, mach bitte die Tür zu.“
Greta ist von Hochform noch weit entfernt. Wir haben eine neue, bessere Waage gekauft, die auch tatsächlich höhere Werte liefert. Trotzdem liegt Greta nur noch bei 15,5 Kilo. Am Mittwoch ist wieder Ambulanz-Termin.
Null zu null ist es ausgegangen, das Top-Duell zwischen Lok und Chemie. Punkt- und torgleich fast beschließen sie gemeinsam das Mittelfeld der Liga. Na und? Schlechter geht’s immer. Jeder Punkt zählt.

Donnerstag, 1. April 2010

Spielwiese

Wisst Ihr eigentlich, woher die Tradition der Aprilscherze kommt? Die meisten Menschen glauben, dass sich dies von den erwartbaren Wetterkapriolen jenes Monats ableitet, doch das ist ein Irrtum, denn das Klima spielt hier nur eine Nebenrolle. Die kulturhistorische Wahrheit sieht folgendermaßen aus: In den letzten Jahrzehnten des vorvergangenen Jahrhunderts war Düsseldorf, wie man weiß, eine blühende Stadt, die sich in Handel und Gewerbe vielen segensreichen Einflüssen von außen öffnete. Zuerst waren es nur englische Hafen-Kontoristen und polnische Rübenpflücker, die sich sonntags auf den Rheinwiesen zu einem neuartigen, etwas kuriosen Spiel trafen, in dem es für zwei Mann-schaften darum geht, sich um eine lederüberzogene, luftgefüllte Guttapercha-Kugel zu streiten, die mit allen Körperteilen berührt werden darf, außer mit Arm und Hand.
Für den Sommer 1886 verzeichnet der Stadtschreiber bereits 32 regelmäßig spielende Gruppierungen zwischen Kaiserswerth und Benrath. Nun waren damals die Winter noch hart, und die Wiesen wurden erst nach Frühlingsanfang wieder gesenst. Pünktlich am ersten Sonntag des Monats April aber trafen sich alle „Fußballer“, so nannten sie sich, und stießen die neue Saison an. Es war dies der einzige Sonntag des Jahres, an dem man schon vor dem Anpfiff mit dem Altbier begann. Nach der langen Winterpause war ohnehin keiner fit. Man neckte einander ob der frischen Bäuchlein, spottete über Stolperer, lachte über Fehlpässe und andere Ungeschicklichkeiten, und zwar meist mit den Worten „April, April!“ Dies wurde zum running gag, den die Männer in Kontore und Fabriken trugen, auf die Felder und die Rheinschiffe. Von dort breitete sich der Brauch der kleinen Fopperei in die ganze Welt aus. So war das damals.