Freitag, 4. Januar 2008

Ein guter Standort

Wenn man an einem Neuroblastom erkrankt, ist man in Deutschland zur Zeit besonders gut aufgehoben, besser zumindest als in den USA oder in Ländern, die wissenschaftspolitisch von diesen dominiert werden. Warum das so ist, hat uns gerade ein Experte erklärt.
Das Neuroblastom wurzelt in einer Entartung von Stammzellen. Stammzellen sind jene Zellen, die noch nicht ausdifferenziert sind und aus denen folglich noch alle möglichen Organe entstehen - oder gezüchtet werden können.
Stammzellen sind für die medizinische Forschung hochinteressant, weil man sich erhofft, durch ihren gezielten Einsatz viele Krankheiten heilen zu können. Dazu muss man an diese Zellen aber erst einmal herankommen, und die mit Abstand besten sind immer noch in Embryonen zu finden. Doch damit gerät man ganz schnell auf moralisches Glatteis: Darf man ungeborene Föten zu Forschungszwecken verwenden oder solche gar eigens heranzüchten? Am besten noch durch Klonen? Darauf haben die westlichen Forschungskulturen unterschiedliche Antworten gefunden: In Deutschland ist die Züchtung von Stammzellen verboten, die ganze Forschungsrichtung ist politisch nicht sonderlich beliebt. In den USA ist das anders. Dort ist in dieser Hinsicht viel mehr erlaubt, und es herrscht auf dem Feld der Stammzellenforschung großer Enthusiasmus, sehr viel Geld wird investiert. Hier passt die Existenz des Neuroblastoms nicht ins Bild, weil es ja eine bösartige Entartung von Stammzellen ist, diese also generell in Misskredit bringt und vielleicht sogar finstere Seiten eines allzu leichtfertigen Umgangs mit diesen erahnen lässt. Deshalb ist Neuroblastomforschung in den USA gerade nicht angesagt.
In Deutschland dagegen ist es genau umgekehrt. Vor dem Hintergrund einer hitzigen ethischen Diskussion um die Stammzellenforschung ist es gerade „in“ und politisch besonders korrekt, sich in der Neuroblastomforschung zu profilieren, deshalb fließen hier auch viele Fördermittel.
Daher ist es immerhin ein Trost, mit dieser Krankheit in Deutschland zu leben, noch dazu 15 Fahrradminuten weg von einer Spezialklinik, deren Gebäude im September 2007 eröffnet worden ist.

2 Kommentare:

Ulla Mahn hat gesagt…

Gruß aus Braunscheig,
habe gerade den neuesten Eintrag gelesen und bin weiter ein Stück guten Mutes.Alles Liebe für euch alle im neuen Jahr.
Gruß
Ulla Mahn

Katrin hat gesagt…

Habe gerade den neuen Eintrag gelesen. Das macht doch Mut. Ohnehin habe ich, was ich nach den Berichten beurteilen kann, einen guten Eindruck von der medizinischen Betreuung von Greta. Da hättet ihr es durchaus schlechter treffen können. Viel Kraft und Durchhaltevermögen fürs neue Jahr und für Stefan noch nachträglich alles Gute zum Geburtstag.
Viele Grüße Katrin