Sonntag, 23. November 2008

Ein Jahr durchgehalten

Genau ein Jahr ist die Krebsdiagnose jetzt alt, und wir fragen uns, ob wir weiter sind. Natürlich sind wir weiter. Der Greta von heute geht es unendlich viel besser als vor einem Jahr. Sie hat sich sogar fast normal entwickelt. Die Familie (Klein- und Großfamilie) hat gezeigt, dass sie zusammenhält, dass sie auch unter massivem Druck langfristig gut funktioniert, weil wir alle ziemlich elastisch sind. Viele alte Freunde haben große Treue bewiesen, neue sind hinzugekommen. Wir erfahren nach wie vor ein hohes Maß an Solidarität, auch vom Staat und seinen Einrichtungen. Unsere intensiven Erfahrungen mit der deutschen Medizin sind weit überwiegend positiv, trotzdem ist die ganze Greta-Geschichte für uns fast kostenneutral. Ein gutes System. Ich bin wieder ein bisschen linker geworden im vergangenen Jahr, wenn schon nicht religiöser.
Die nächsten Diagnose-Schritte – MIBG-Szintigraphie und MRT – sind beide in den Januar verschoben worden, offenbar ist die Dringlichkeit gerade nicht sehr hoch. Die Aussicht ist gefährlich verlockend, dass nun nichts besonderes mehr passiert und Greta einfach weiterhin Tag für Tag gesünder und fitter wird.
Sollte der Tumorrest im Bauch immer noch aktive Teile enthalten, würde man ihn operativ entfernen. Das ist eine gute Nachricht, denn dass dies überhaupt möglich ist, hatten wir zwischendurch schon bezweifelt. Die Ärzte sind nach wie vor sehr wortkarg, es gibt keine tief greifenden Milestone-Gespräche. Onkologen müssen so etwas ja hassen. Wir haben uns daran gewöhnt.
Morgen geht es mit der bislang ganz unproblematischen Retin-Säure weiter. Greta bekommt ansonsten ein Antibiotikum, das Wunder wirkt. Die ganze Familie ist mehr oder weniger erkältet, nur Greta nicht.
Papa muss noch eine Woche viel herumreisen, dann ist es geschafft für dieses Jahr. Letzten Freitag habe ich nur eine Stunde in Frankfurt abgehangen und kein weiteres Krebsbuch entdeckt. Die schweizischen Bummelzüge aus den Sechzigern tun ihren Job in Thüringen ganz gut, selbst die Heizung funktioniert meistens. Wahrscheinlich fühlen sie sich zwischen den Hügeln zuhause. Sind die Schweizer eigentlich unser Brudervolk? So wie die Österreicher? Man weiß das nicht so genau.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Schöne Bilder danke! Und gute Aussichten. So läßt sich erwarten, daß ihr heuer die Vorweihnachtszeit mal so richtig intensiv genießen könnt. Habt ihr auch so viel Schnee? Dann gibt´s für die KIds und die Pferde ja sicher einiges Vergnügen zum Rumtollen.

In Nürnberg ist endlich auch gute Stimmung nachdem der Erzrivale Fürth geschlagen wurde.

So kann´s doch weitergehen!!!

Liebe Grüße

Doris