Montag, 19. Oktober 2009

Danke für die vielen Geschenke

Greta geht es den Umständen entsprechend gut. Die Blutwerte gehen nur langsam in den Keller, schmerzhafte Nebenwirkungen bleiben bislang aus. Wahrscheinlich ist diese Chemo schon vergleichsweise schwach dosiert. Jedenfalls hat das Kind gestern seinen Geburtstag wohlgemut verlebt, im Isolierzimmer Badminton gespielt und mindestens vier hartgekochte Eier gegessen.
Greta begeht diesen fünften Geburtstag mehrfach, so ähnlich wie Kater Findus. Zumindest dosieren wir die Geschenke. Das ist übrigens ein alter Trick der Schwestern, die schon wissen, wie sie ihre kleinen Patienten dauerhaft bei Laune halten. Der Renner des Sonntags war das aufziehbare Blechkrokodil, das kieferschnappend durchs Zimmer scheppert – ein echter Klassiker. Greta hat es sofort für komplizierte Rollenspiele vereinnahmt. Mama feiert heute natürlich auch noch mal Geburtstag mit ihr, am Mittwoch kommt Knuddel, der Klinik-Clown – und am Freitag, so würden jetzt die Ärzte hinzufügen, folgt ihr eigentlicher Geburtstag mit dem neuen Knochenmark.
Das Haltbarkeitszeitfenster des gekühlten KM-Präparats beträgt 24 Stunden. In dieser Zeit muss es von der Klinik in L.A. nach Jena gekommen sein und dort auch noch behandelt werden. Die roten Blutkörperchen gehören ausgesondert, denn sie haben nicht dieselbe Blutgruppe wie Greta. Das würde am Anfang Probleme machen, weil sich Gretas Rest-Abwehr dann gleich auf die fremden Hämoglobine stürzen würde. Später wird Greta die Blutgruppe des Spenders annehmen. Es ist also viel zu tun in 24 Stunden, aber die Profis werden das schon machen. Der Außenstehende wundert sich ja genauso, wie es gelingen kann, dass viele Tausende von Büchern in wenigen Wochen fehlerfrei gedruckt und gebunden werden, und trotzdem klappt auch dies fast immer.
Wir haben im McDonalds-Haus jetzt die Präsidenten-Suite mit Balkon, wahrscheinlich ist das der Stammkunden-Bonus. Die Kinderklinik soll demnächst umziehen, nach Jena-Lobeda. Kennt ihr das? Wenn man in Jena von der Autobahn falsch abfährt, landet man in einem scheußlichen Plattenbau-Viertel, aus dem man ohne Polizei gar nicht mehr herausfindet. Das ist Lobeda. Wir hoffen sehr, dass wir beim nächsten Mal die neuen Kapazitäten in Leipzig nutzen können, wo sie seit Jahren eine KMT-Station aufbauen wollen. Um den Aufenthalt im McDonald-Haus wäre es allerdings schade. Nirgendwo schlafe ich so gut wie dort. Und morgens macht einen die eiskalte Gratis-Cola wach.

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