Samstag, 9. August 2008

Aufklärungsgespräch und Krankenakte

Am Dienstag gehen wir für vier Tage in die Nuklearmedizin (Leipzig), wo Greta die MIBG-Therapie bekommt. Dort wird sie 24 Stunden am Tag von einem Elternteil betreut werden. Man muss das Personal etwas schonen, damit es nicht zu oft den Röntgenstrahlen ausgesetzt wird, die als Abfallprodukt der Betastrahlen-Behandlung unvermeidlich sind. Wenn die Eltern zwei Tage im Jahr verstrahlt werden, ist das nicht so wild. Für die Isolationshaft haben wir vorsorglich einen zweiten DVD-Player und einige neue Filme besorgt.
Das radioaktive Jodid ist nach zwei bis drei Stunden in den Krebszellen und wirkt dort ein bis zwei Tage, wird dann ausgeschieden oder zerfällt (Halbwertszeit acht Tage). Eine messbare Wirkung stellt sich allerdings erst nach drei bis vier Wochen ein.
Anlässlich der Überweisung haben wir einen ausführlichen Krankenbericht in die Hand bekommen, der Diagnosen, Therapien sowie deren Resultate genau abbildet. Sofern unsere geringen Kenntnisse ein Verständnis zulassen, gibt es keine Überraschungen. Der Erfolg der Chemotherapie war insgesamt eher mäßig. Viele Metastasen sind verschwunden, einige andere (Schädel) haben sich neu gebildet. Neben der Leber gibt es einen Tumorrest von zwei cm Durchmesser, der aktiv ist. Gut ist, dass Lunge und Lymphe nicht befallen sind, außerdem ist das Knochenmark fast krebszellenfrei. Es haben sich auch die Hinweise darauf gemehrt, dass der Tumor weit ausgereift und in der Metamorphose zum (harmlosen) Ganglioneurom begriffen war. Die Aktivität der Metastasen spricht indes eine andere Sprache. Zu Freude und Entspannung besteht vorläufig kein Anlass. Immerhin stehen einige schwere Therapieschritte aus, die hoffentlich weiteren Erfolg bringen.
Was steht noch in dem Dossier? „Erschwert wurde die Therapie zeitweise durch unkontrollierbare Wutausbrüche von Seiten Gretas, die in Ausprägung und Frequenz mit der Eingewöhnung auf Station weniger wurden und zuletzt nur noch nach Narkosen auftraten.“
Greta selbst ficht das alles wenig an. Lücken aus dem gestrigen Aufklärungsgespräch ergeben sich daraus, dass ich zwischendurch draußen war und auf dem Gang Fangen spielen musste. Verstecken ist auch hoch im Kurs. Ansonsten rennt Greta ihren großen Schwestern und deren Freundinnen hinterher. Auf Seiten der Kinder bestehen Freude und Entspannung sehr wohl.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Lieber Stefan, okay, wirklich Entwarnung ergibt der Bericht nicht, aber der Krebs läßt sich bekämpfen. Das gibt doch Hoffnung. Ichhoffe, die letzten Tage haben auch dir und Steffi gut getan, damit ihr die nächste schwere Woche meistern könnt. Ist genug Unterstützung da?

Liebe Grüße
Doris