Sonntag, 16. Mai 2010

Mücken, Rauch und Katzenfutter

Sie begegnet euch sicher auch regelmäßig, die coole Mitt-dreißigerin, die nur mal eben schnell in den Aldi springt, um drei Sachen fürs Abendbrot zu holen. Für den klobigen Wagen ist man sich natürlich zu fein. Am Ende sind es doch eher zwölf Artikel, die fast bis zur Kasse balanciert werden, dann fällt alles runter, und das ist dann gar nicht mehr cool. Vor zwanzig Jahren habe ich noch beim Aufheben geholfen, heute lache ich laut und denke, selber schuld.
Ich kam diesmal knapp mit einem Wagen aus und habe 70 Euro eingesetzt – ganz ohne Wein, Schnaps, Kaffee, Flachbildschirm oder andere Extras. Steffi findet das ein bisschen eklig, wenn ich mit solch riesigen Mengen von Lebensmitteln ankomme. Sie wurzelt gedanklich noch in dem sicheren Gefühl, dass der Kühlschrank doch sowieso immer voll ist und dass man für das studentische Frühstück nur mal eben zum Bäcker laufen muss.
Allein das Katzenfutter. Auslachen lassen musste ich mich, als ich das erste Mal mit dreißig Döschen nachhause kam. Dabei reicht das höchstens zwei Wochen für das gefräßige Vieh.
Selbst im Billigsegment kriegst du jetzt schon alle Schnackelchen für den kleinen Liebling: Pute aktiv, Kükenbrust junior, feines Ragout für den Senior (wegen der Zähne!), Tofu-Pastete für die vegetarische Katze. Zum Glück frisst Benni nach zwei Jahren Bauernhof wirklich alles, was man ihm hinstellt. Denn er weiß jetzt: Jedes noch so minderwertige Menschenfutter ist zehnmal besser als eine echte Maus, die fast nur aus Fell, Knochen, Augen und Schwanzknorpeln besteht.
Wir haben am langen Wochenende alle miteinander ausgespannt, haben viel geschlafen, waren sozial mäßig aktiv. Steffi geht jetzt wieder jeden Tag zum Pferd, weil ihr jemand gesagt hat, dass sie Rooney mehr arbeiten müsse (man beachte den transitiven Gebrauch von „arbeiten“).
Greta Madita wiegt inzwischen ehrliche 16,3 kg und war am Samstag bei Neo Rauch im Museum. Mit der ihr eigenen Ungeduld rannte sie nur so durch und kommentierte ungnädig. Alles bloß geklaut, meint sie, hier Hoppers Nachtcafé, dort ein Dalí’sches Spiegelei, und guck mal, die Szene von Magritte und hier das Motiv von Max Ernst. Schon recht, sage ich, aber die Kompositionen sind doch trotzdem ganz originell. Da fragt Greta: Papa, warum hat der Mann so früh mit dem Spätwerk angefangen? Das Kind überfordert uns permanent. Am Sonntag sind wir dann lieber ins Rosental gegangen, weil das Wetter endlich besser war. August der Starke wollte dort übrigens vor dreihundert Jahren ein Lustschloss bauen, bezahlen sollten es die Leipziger. Doch das waren schon damals selbstbewusste Bürgersleute, unbotsam, geizig und pfiffig. Zehn Jahre lang verschoben sie die Grundstein-legung mit Verweis auf die zahlreichen Überschwemmungen in der Gegend, auf das Mückengeschmeiß und die vielen Räuber-banden, bis der starke Fürst die Lust verlor. Die Mücken gibt es immer noch. Die Rosental-Kicker halten sie wegen der Geschichte in hohen Ehren.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Also ich vermiss ja schon die Glückwünsche für den Club zum Klassenerhalt in deinem Blog.
Ansonsten liest sich mittlerweile alles sehr beruhigend in deinem Blog. Endlich wieder so ganz normales Familienleben? Ich hoffe das bleibt jetzt auch so und wir sehen uns dann nächstes Jahr in der 1. Liga Club gegen fortuna.
Liebe Grüße
Doris