Donnerstag, 1. Mai 2008

Himmelfahrt

Neuer Operationstermin ist der kommende Dienstag. Ich werde den ganzen Tag dienstlich zugange und unterwegs zum Seminar nach Bayern sein. Aber ich kann den Ärzten und Greta ohnehin nicht helfen. Zum Glück werden die Schwiegereltern auf dem Rückweg von Bamberg neuerlich bei uns Station machen.
Vorgestern war die Vorbesprechung mit dem operierenden Chefarzt. Das Team wird aus drei Ärzten bestehen, die OP den ganzen Tag dauern. Die ganze Sache ist hochriskant, Motivation und Zeitpunkt sind weniger dadurch bedingt, dass der Tumor jetzt klein und handlich geworden wäre, sondern dadurch, dass der Krebs auf die letzten Chemo-Sequenzen kaum noch angesprochen hat.
Die Wirkung der chemischen Substanzen richtet sich unter anderem nach der Menge der Krebszellen, die die Medikamente absorbieren. Das heißt: Je mehr Krebszellen im Körper, desto geringer die Wirkung auf die einzelne Zelle. Folglich kann sich die Wirkung der ausstehenden Chemo-Sequenzen maßgeblich erhöhen, wenn der größte Teil des Kerntumors und damit der größte Teil der im Körper befindlichen Krebszellen entfernt wird. Ziel der Operation ist es ausdrücklich nicht, den ganzen Tumor zu entfernen, sondern nur so viel wie möglich unter Erhalt der umliegenden Organe (Nieren, Leber, Milz und die dazu gehörenden Blutgefäße). Da der Krebs sich überall zwischen den Organen ausgebreitet und sich an diesen festgesetzt hat, ist das für den Operateur eine mühselige und langwierige Arbeit mit vielen Risiken.
Tröstlich ist, dass wahrscheinlich ein großer Teil der Tumorzellen ausgereift ist, also inaktiv und nicht mehr bösartig. Deswegen ist es auch nicht ganz so schlimm, wenn davon Reste im Körper verbleiben.
Der Patient ist derweil vergnügt zuhause und benimmt sich wie ein normales Kind, das aus Versehen eine Flasche Enthaarungsmittel geleert hat. Die ganze Familie erholt sich, entweder in der Badewanne, bei den Pferden oder vor dem PC. Die Schwiegereltern schnuppern See-Luft in Leipzigs Süden, im neu entstandenen Naherholungsgebiet der gefluteten Tagebaulöcher. Endlich Sommer.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Schwanken zwischen Hoffnung und Bangen, wenn ich deinen Text lese, ist wohl die richtige Charakterisierung. Greta muß ganz schön was aushalten. Da ist es irgendwie tröstlich, daß sie das nicht so genau wissen muß. Ich bin froh, daß Steffis Eltern in der Zeit da sind und drück ganz ganz fest die Daumen. Alles Liebe Doris

hibou hat gesagt…

Mensch nur noch ein paar Tage bis zur OP zwischen Alltag und Klinikgedanken, es ist prima, dass ihr Unterstützung von der Familie bekommt. Die OP wird bestimmt einen Wendepunkt darstellen, Greta und ihr habt es bis hier geschafft und es wird dann nach einer Erholungsphase steil bergauf gehen.
Ich sehe Gretamaus schon mit einer ganz kurzen Haarfrisur vor mir und dann gehts ran ans Eisschlecken, Erdbeeren futtern und wieder mehr Draußensein. Wir zünden am Dienstag eine Kerze für Greta an und schicken euch viel Energie, das geht auch ohne mittelalterliches Postamt in Frankreich und Poststreik in Deutschland, wir sind einfach in Gedanken bei euch.

Alles Liebe von Traute