Sonntag, 10. Februar 2008

Vorfrühling

Stella und Clara machen gerade das Abenteuer ihres Lebens durch, denn sie sind für fünf Tage im Braunschweiger Süden, ohne Eltern bei guten Freunden aus dem vormaligen Schul- und Kindergartenumfeld. Wahrscheinlich werden wir uns jetzt fünf Tage lang Sorgen machen, ob sie das aushalten, und wenn wir sie abholen, wird das Geschrei groß sein, weil sie schon wieder nachhause müssen. Braunschweig-Stöckheim, mit dem Zoo in der Mitte, sah gestern aus wie ein großer Kinderfreizeitpark. Alle waren draußen und taten so, als sei Frühling. Für Winterdepression ist wirklich keine Zeit. Zum Glück schreitet die Erderwärmung fort, den halben Weg zum Äquinoktium haben wir ebenfalls schon wieder geschafft. Das dunkelste Viertel des Jahres liegt hinter uns. Und Karneval ist auch vorbei.
Wer glaubt, dass in die Feuerbachstraße nun Ruhe eingekehrt wäre, sieht sich getäuscht, denn Greta ist immer noch zuhause und wird es wahrscheinlich bis zum 13.02. bleiben, wenn der vierte Chemo-Block beginnt. Sie ist munter und hat keine Beschwerden. Natürlich wäre sie am liebsten mit nach Braunschweig gefahren.
Nein, es gibt immer noch keine Informationen über die letzten MRTs. Das beunruhigt uns deshalb wenig, weil wir inzwischen wissen, dass die Ärzte auch gute Informationen zurückhalten. Ich glaube, „Kommunikation mit Patienten und Angehörigen“ kann man im Medizinstudium als unbenotetes Wahlfach einstündig belegen, aber nur dann, wenn man nicht in eines der drei Pflichtfächer muss, die zeitgleich angeboten werden. Wenn eine Medizinstudentin im Hörsaal das Wort „Öffentlichkeitsarbeit“ hört, weiß sie immerhin sofort, dass sie im falschen Gebäude und in der falschen Fakultät gelandet ist.
Im Grunde finde ich es ja sehr sympathisch, dass diese Ärzte so introvertiert sind und sich ausschließlich um die Kernanliegen ihres Jobs kümmern, trotzdem macht es mich kribbelig, dass die Standardtools des normalen Berufslebens, wie Telefon, E-Mail und regelmäßige Besprechungen, im Krankenhaus so wenig zur Anwendung kommen.
Steffi ist da völlig entspannt und meint, die Informationen, die wir jetzt kriegen oder nicht kriegen, ändern sowieso nichts an Krankheitsverlauf und Behandlung.

1 Kommentar:

Katrin hat gesagt…

Hallo ihr Drei Hinterbliebenen,

ja, eure "Großen" werden tatsächlich groß. Ist ein komisches Gefühl das erste Mal ohne, oder?
Tschö
Katrin