Montag, 30. November 2009

Luxusprobleme

Am Freitagmorgen hätte ich in einem Anfall von vorweihnachtlicher Gutherzigkeit beinahe für das McDonald-Haus in Jena gespendet. Drei Stunden später war ich froh um meine Entscheidung, denn ich betrat dort eine komplett neue Küche. Die alte Küche war völlig in Schuss und hoch funktionell – aber eben „schon 15 Jahre alt“. Und dabei muss das Haus doch bald der Kinderklinik nach Lobeda hinterherziehen. Der ganze Apparat ist völlig hypertrophiert. Greta hat heute schon die ersten beiden Adventskalender geschenkt bekommen. Dabei kann das arme Kind noch kaum essen.
Da engagiere ich mich doch lieber bei dem Förderverein unserer Grundschule. Die strengen gerade eine Klage an, weil die Schule zu klein wird. Die Waldstraßen-Wessis verdienen alle gut und vermehren sich entsprechend. Die Schulverwaltung, die sowieso immer schuld ist, will einfach den Sprengel nicht verkleinern. Dabei kommen eh schon so viele Russenkinder aus den Plattenbauten südlich der Jahn-Allee. In der Petition steht, dass es inzwischen richtig „laut“ im Hort und bei der Schulspeisung zuginge. Schlimm. Von „Containern“ ist gar die Rede, die aufgestellt werden müssten. Ja, wollt ihr denn die zukünftige Elite mit Asylbewerbern auf eine Stufe stellen? Nein, das Boot ist voll!
Greta interessiert das alles gar nicht. Sie ist ruhig und niedergeschlagen, irgendwie frustriert. Das kennt man gar nicht an ihr. Dabei geht es objektiv stetig aufwärts. Mehrere Ärzte haben sich heute unabhängig voneinander – bei aller Vorsicht, die Onkologen eigen ist – deutlich zufrieden mit dem Verlauf von Gretas Behandlung gezeigt. Der Allgemeinzustand bessert sich aber nur langsam. Greta isst winzige Häppchen, trinkt winzige Schlückchen, steht auf wackligen Beinen, schläft viel, bastelt ein wenig und lässt sich gerne vorlesen. So bald wird sie nicht entlassen werden. Das Großfamilien-Weihnachten in Leipzig ist möglich, aber keineswegs sicher.
Mit den Nebeln von Avalon bin ich endlich durch. Zum Schluss hat das Lesen Kopfschmerzen gemacht. Was also zeichnete die Protagonistinnen des versunkenen Matriarchats aus? 1. Sie haben bei jeder Besprechung zuerst gründlich darüber nachgedacht, ob ihr Gegenüber mehr graue Haare bekommen hat, angemessen gekleidet oder gar schon wieder schwanger ist. 2. Wenn sie etwas nicht verstanden haben, nannten sie es Magie. In diesen Zeiten war ziemlich viel Magie. 3. Da Frauen im Schwertkampf nicht so gut waren, bezwangen sie die Männer (und die Frauen) mit Gift, Heimtücke und doppelter Grausamkeit. Nach alledem darf man froh sein, wenn heute und in Zukunft die meisten Führungspositionen von Männern besetzt werden. Immerhin haben Männer Demokratie und Aufklärung erfunden. Außerdem können sie besser kochen.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Na da lehnt sich einer aber ziemlich aus dem Fenster. Das mit dem Kochen darfst du irgendwann mal wieder unter Beweis stellen!
Hoffentlich darf Greta bald mal raus, Klinikkoller ist ja nachvollziehbar auch wenn es körperlich aufwärts geht.
Liebe Grüße
oris